Tyresö Favorit

Tyresös Kapitänin Johanna Frisk und Trainer Tony Gustafsson

Tyresös Kapitänin Johanna Frisk und Trainer Tony Gustafsson

Das diesjährige Auftakttreffen der Damallsvenskan fand bei Berns in Stockholm statt. Die Berns salonger, wie das Gebäude eigentlich heißt, stehen schon seit 1863 hier, feiern also dieses Jahr 150-Jähriges Jubiläum. Eine luxuriöse Einrahmung im EM-Jahr, im vergangenen Jahr trafen wir uns noch in einem Scandic-Hotel in Göteborg mit dem Charme der 1980er Jahre.

Wie immer wurde der Vormittag und ein Teil des Nachmittags damit verbracht, dass die beiden Moderatorinnen, Fernsehjournalistin Anna Brolin und Expertin Hanna Marklund Gespräche mit den Trainern und einer oder mehreren Spielerinnen der 12 Clubs der Damallsvenskan führte. Das Erkenntnisinteresse dieser Gespräche ist meist gering.

Am interessantesten Martin Sjögrens deutliche Worte, dass Nilla Fischer zwar aufgrund der Verletzung von Jennie Nordin gegenwärtig Innenverteidigung bei Linköpings FC spielen würde, dass sie aber in der besten Startformation ins Mittelfeld rutschen würde – entgegen dem Willen von Pia Sundhage, die dem Treffen heute wegen Krankheit fernblieb. Sie hätte uns alle nur mit ihrer in Växjö geholten Erkältung angesteckt.

Interessant auch die Äußerungen von Kristianstads kluger Trainerin Elisabet Gunnarsdottir beim Kaffeetrinken, dass ein Grund für den häufigeren Einsatz von ausländischen Spielerinnen in schwedischen Clubs ganz einfach derjenige ist, dass ausländische Spielerinnen häufiger zur Verfügung stehen als hochtalentierte schwedische Spielerinnen. Die Schwedinnen seien dann halt immer wieder auf internationalen Turnieren oder Einsätzen weg, während man die ausländischen Spielerinnen mehr Tage beim Verein hätte. Gunnarsdottir erklärte mir auch das bislang vorhandene Paradox, dass einige sagen, ausländische Spielerinnen seien billiger als schwedische Spielerinnen damit, dass Ausländerinnen oft geringere Gehaltsansprüche hätten als schwedische Spielerinnen, von denen viele das Maß nicht kennen würden, mit dem die Clubs wirtschaften müssten.

Immer noch ist die Isländerin die einzige Frau unter zwölf Männern in der ersten Liga (Vittsjö wird wie im Vorjahr von zwei gleichberechtigten Cheftrainern geleitet).

Wie immer wurden wir mit sogenannten Manometern angehalten, alle möglichen, in diesem Jahr sehr salopp formulierten und teilweise unseriöse Fragen (Bei Piteå galt es auf eine von drei Alternativen zu reagieren: 1) Kommen unter die Top 3 dieses Jahr; 2) Schaffen mal so wieder die Platzierung wie letztes Jahr [8.] und 3) Die steigen ab – dass man sich von 8 kommend bis auf 4 verbessern könnte wurde nicht bedacht; ich fragte mich, wer sich das und schlimmeres ausgedacht hatte) zu beantworten. Vor den Interviews auf der Bühne tippten 64,1% der Anwesenden ca. 120 Personen Tyresö FF als alten und neuen Meister, nachher waren es dann nur noch 52%. Malmö ist klarer Anwärter auf den zweiten Platz. Wenn die Experten Recht behalten, heißen die Absteiger Mallbacken und KIF Örebro.

Göran Havik, der Leiter des OK der EM, hatte natürlich seinen Auftritt und er berichtete von der großartigen Arbeit der lokalen Komitees in Halmstad, Göteborg, Växjö, Kalmar, Linköping, Norrköping und Solna. Bislang seien schon 54.000 von 215.000 Karten verkauft. Insbesonders die schwedischen Spiele haben eine große Nachfrage, die Begegnung zwischen Schweden und Dänemark am 10. Juli in Göteborg ist sogar ausverkauft. Dabei gelte es aber auch, die anderen Spiele zu füllen, das sei die Herausforderung. Man wolle sich dabei nicht mir einer WM oder Deutschland 2011 messen. Aber an den anderen EMs will man sich messen lassen und ist sich im Klaren darüber, dass der Erfolg oder Misserfolg des Turniers an den Zuschauerzahlen gemessen werden wird. Man habe für alle Spiele schon Karten verkauft und so wertete Havik selbst die lediglich 700 verkauften Tickets für das Spiel England – Frankreich am 18. Juli in Linköping als Erfolg. Dabei ist dieses Spiel doch einer der fußballerischen Höhepunkte der Vorrunde. Und die Zahl eher ein Indiz dafür, dass da noch viel Arbeit zu leisten ist, damit es nicht bei der einen oder anderen oder eben bei vielen Begegnungen leere Ränge gibt. Warum das Turnier ausgerechnet im Juli, DEM Urlaubsmonat, wo die Schweden verreisen, stattfindet, hat sich mir auch noch nicht erschlossen, denn die EURO 09 in Finnland fand Ende August / Anfang September statt. Immerhin ist allgemein bekannt, dass etwa 80-90% der Zuschauer eines internationalen Sportereignisses aus dem Gastgeberland kommen.

Am Nachmittag hatte man dann wie immer Gelegenheit, sich mit Trainern und Spielerinnen individuell zu unterhalten. Wie immer verschwand Kopparberg/Göteborgs FC schon fünfzehn Minuten nach Beginn (Zeit für eine Beschwerde), aber die anderen nahmen sich sehr viel Zeit. Und so kann ich in diesem Blog für die kommenden Tage vor Saisonstart Interviews mit Ramona Bachmann (LdB FC Malmö), Anna Westerlund (Piteå IF), Susanne Nilsson (Sunnanå SK) und last, but not least Josefine Öqvist (Kristianstads DFF) ankündigen.

Klare Mehrheit glaubt an Gold für Tyresö

Am Dienstagmorgen um 06.10 Uhr setzte ich mich in den Zug von Stockholm nach Göteborg, wo im Scandic Hotel Crown das Presseauftakttreffen der Damallsvenskan 2012 stattfand. Den ganzen Vormittag über gab es verschiedene Referate, der neue Präsident des schwedischen Fussballverbands Karl Erik Nilsson verwechselte gleich mal die Meistertrophäe mit dem Pokal und die neue Moderatorin (Fernsehjournalistin) Anna Brolin fragte einen Trainer, ob es gut sei, wenn seine Spielerinnen gesund seien.

Thomas Dennerby und andere beunruhigt die Entwicklung, dass wir in Schweden immer mehr ausländische Spielerinnen in der Damallsvenskan haben. In diesem Jahr sind es aktuell 61. Wenn man davon ausgehe, dass die meisten von ihnen von Beginn an spielen würden, seien bereits 61 von 132 Plätzen besetzt, da mache er sich Sorgen um den schwedischen Nachwuchs.

Mitte Juni wird es ein Turnier in Schweden geben, die Orte sind noch nicht bekanntgegeben worden, auch nicht die Gegner. Aber schon vor einigen Monaten sagte Hope Solo in einem Interview, dass die USA auf dem Weg nach London (Olympia) ein paar Spiele in Schweden bestreiten werde. Das dritte Team des Vorbereitungsturniers wird wohl Brasilien sein. Deren Starspielerin Marta war mit Johanna Frisk und Caroline Seger beim Auftakt dabei und konnte erleben, wie neun von 12 Trainern Tyresö FF zum klaren Favoriten auf die Meisterschaft erklärten.

Auf Platz 2 sahen die Experten Linköping, das sich vor dieser Saison nach einem sehr durchwachsenen 2011 enorm verstärkt hat: Nilla Fischer, Lisa DeVanna, Manon Melis seien hier nur genannt.

Absteigen tun die Aufsteiger. Der Abstand zwischen erster und zweiter Liga soll dann nächstes Jahr geringer werden, wenn die eingleisige zweite Liga eingeführt wird. Interessant fand ich die Auswertung, welche Menschen sich in Schweden für Frauenfussball interessieren. Nach Angaben von Generalsekretärin (EFD = Elitföreningen Damfotboll) Linda Wijkström ist der Standardzuschauer über 60, männlich und lebt im äussersten Norden Schwedens.

Gemeinhin erwartet man einen Vierkampf, den Tyresö anführt und in dem Linköping, Malmö und Göteborg ein Wörtchen mitreden werden. Danach dann gibt es ein weites Mittelfeld, in dem in diesem Jahr Kristianstad, Umeå, Örebro, Jitex und Piteå um die Plätze 5-9 streiten werden. Elisabet Gunnarsdottir, einzige weibliche Trainerin in der Liga und als sehr ehrgeizig bekannt, wirkte richtig sauer, als sie das Ergebnis der Abstimmung sah und meinte, ihr ginge es um Gold und ihr Team würde auch den Titel holen.

Djurgården wird als Zehnter gesehen.

Malin Levenstad (Mannschaftskapitänin LdB FC Malmö)

Nilla Fischer (Linköpings FC, Mannschaftskapitänin Nationalmannschaft)

Johanna Frisk (Mannschaftskapitänin, Tyresö FF)