Sundhage oder Dennerby?

In Schweden gibt es die Debatte schon ein ganzes Jahr und eine überwältigende Mehrheit der am Frauenfussball interessierten will, dass Pia Sundhage die schwedische Nationalmannschaft vor der EURO 2013 übernimmt. Und dass Thomas Dennerby aufhört.

Vergangenes Jahr, als die US Soccer Federation ihren Vertrag mit Sundhage um vier weitere Jahre verlängern wollte, lehnte die Schwedin ab. Nach so vielen Jahren im Ausland (China und USA) wolle sie nun wirklich endlich wieder in ihrer Heimat leben und arbeiten.

Der Vertrag der charismatischen Trainerin läuft im November aus, der Vertrag von Thomas Dennerby mit dem schwedischen Fussballverband geht bis Ende Dezember.

Karl-Erik Nilsson, der Vorsitzende des schwedischen Fussballverbands, hat unter der Woche in einem Interview mit der Zeitung Aftonbladet die Tür für Sundhage geöffnet und die für Dennerby scheint sich nach sieben Jahren zu schliessen.

Sieben Jahre hat Dennerby die schwedische Mannschaft betreut, sein grösster Erfolg die Bronzemedaille bei der WM 2011 in Deutschland. Doch die Spielerinnen gehen allmählich etwas auf Distanz. Lotta Schelin wirkte schon nach dem Kanada-Soiel in der Vorrunde (2:2) frustriert und klagte darüber, dass sie vorne ganz allein sei. Deutlicher wurde sie nach dem Ausscheiden gegen ihre französischen Vereinskameradinnen. 4-2-3-1 sei zu unflexibel gespielt worden, wenn der Gegner Druck mache, dann bekäme sie einfach keine Bälle mehr. Das war vorsichtige Kritik Richtung Trainerteam Dennerby / Ann-Helen Grahm, die stur an einem System festhielten.

Viel deutlicher wurde Caroline Seger am Tag nach dem Aus im Viertelfinale. Es sei Zeit für einen Trainerwechsel nach sieben Jahren. Dennerby habe das getan, was zu tun gewesen sei, aber nun seien auch mal neue Ideen gefragt.

Dabei müsste ein neuer Trainer gerade Spielerinnen wie Seger entweder neu motivieren oder auch einfach mal auf die Bank setzen. Die ehemalige Mannschaftskapitänin hat immer wieder mal zehn erstklassige Minuten, verschwindet dann aber in der Regel für eine gute Stunde in die Anonymität. Überhaupt wäre mehr Konkurrenzdruck gefragt. Logisch, dass Hedvig Lindahl ihren Platz als unumstrittene Nummer 1 im Tor räumen muss unter einem neuen Trainer. Trotz eklatanter Fehler in nahezu jedem Turnier bekam Lindahl immer wieder die Rolle der Nummer 1. Vermutlich wagte Dennerby nicht, der nicht unproblematischen Keeperin (bei Linköping und Göteborg wollte man sie jeweils nicht mehr haben) zu sagen, dass sie mindestens auf die Bank gehört.

Im Mittelfeld sind Spielerinnen wie Seger, Lisa Dahlkvist, Marie Hammarström und Nilla Fischer gesetzt gewesen und verkörpern eher den robusten schwedischen Spielstil. Was in Schweden unter Dennerby überhaupt nicht funktioniert, ist die schnelle Transition von den Jugendnationalmannschaften in die A-Mannschaft. Als sich Charlotte Rohlin und Sara Larsson aufgrund von Verletzungen von Olympia verabschieden mussten, rückten mit Emma Berglund und Linda Sembrant zwar gute Reservistinnen nach, aber Dennerby fehlte immer der Mut, wenigstens in den zahlreichen Vorbereitungsspielen einmal junge Nachwuchsspielerinnen zu nominieren, um auf die Arrivierten mehr Druck zu machen: Jennie Nordin, Amanda Ilestedt, Jessica Samuelsson in der Abwehr, Elin Rubensson und Malin Diazsollten in etwas weniger als einem Jahr unter vermutlich Pia Sundhage wenigstens im Gespräch sein.

Schon nach der EM 2009 soll gegen Dennerby aus Spielerinnenkreisen gemeutert worden sein. Man war bei der EM in Finnland gegen Norwegen klar ausgeschieden und der Spielerrat schrieb einen Brief an die stellvertretende Vorsitzende des Fusballverbands Susanne Erlandsson. Und bekam keine Antwort. Und schrieb noch einen Brief. Während der WM 2011, so behauptet ein Insider, hätte ein Kern der Mannschaft sich selber vor den Spielen zusammengesetzt und taktische Details ohne den Trainer besprochen und festgelegt. Harter Tobak, wenn das stimmen sollte.

Aber die voraussichtliche Nachfolgerin Pia Sundhage ist bei allem Respekt, den man vor ihr hat, auch keine Wunderheilerin. Mit der chinesischen Mannschaft ist sie an der Seite von Marika Domanski-Lyfors 2007 bei der WM gescheitert. Das lag wesentlich auch an dem Aufeinanderprallen der Kulturen der schwedischen demokratischen Mannschaftsführung und den anderen Vorstellungen des chinesischen Fussballverbands.

Als man Sundhage dann in die USA holte, wo sie mit den Boston Breakers den Meistertitel gewann, erhielt sie zu Recht den Traumjob im Frauenfussball. Und bedankte sich mit einer Silbermedaille bei der WM 2011 sowie zwei olympischen Goldmedaillen. Aber – bei der US Soccer Federation handelt es sich auch um eine Organisation, die den Frauenfussball ganz hoch ansiedelt und die eine hervorragende Struktur mit allen notwendigen Ressourcen anbietet. Darüber hinaus ist Frauenfussball in den USA vergleichsweise hoch angesehen und es gibt ein schier unerschöpfliches Reservoir an hervorragenden Spielerinnen und Talenten.

In Schweden ist das alles eine Nummer kleiner, der Verband ist in Wirklichkeit auch nicht so sehr am Frauenfussball interessiert, er generiert ja auch (fast) kein Geld.

Gestern Abend stand Pia Sundhage nach dem Spiel und der Siegerehrung alleine auf dem Rasen des Wembley-Stadions als ihre Spielerinnen Hope Solo, Alex Morgan, Carli Lloyd, Megan Rapinoe und Abby Wambach ausgelassen feierten und sich von Zuschauern fotografieren liessen.

Was ihr in diesem stillen Moment durch den Kopf gegangen sei, wollten Journalisten später von ihr wissen: „Ich habe mir selber klar gemacht, dass wir im Wembley-Stadion sind. Dass wir das Finale gespielt haben und die Spielerinnen ihr Gold gewonnen haben. Es ist schwer, das auf Englisch, selbst auf Schwedisch zu erklären. Ich hab auch gedacht, dass wir ein Teil einer richtig grossen Sache im Frauenfussball waren. Und dass wir nur der Anfang von etwas ganz Fantastischem sind.“

 

Blogs, Facebook, Twitter – Aus

Morgen beginnen mit dem Spiel gegen Südafrika die Olympischen Spiele für die schwedische Nationalmannschaft, zwei Tage vor der Eröffnungsfeier.

Thomas Dennerby und seine Assistenztrainerin Ann-Helen Grahm haben gestern an die Mannschaft appelliert, alle sozialen Medien (Blogs, Facebook, Twitter, Pinterest, Instagram usw) für die Dauer des Turniers ruhen zu lassen.

Gleiches hatte man schon vor der WM in Deutschland getan. „Es handelt sich um eine Empfehlung von uns, das Lesen von und die Beschäftigung mit gewissen Medien zu vermeiden. Nicht, dass Energie kostet, soll vorkommen. Deshalb haben wir den Spielerinnen geraten, die sozialen Medien nicht zu benutzen,“ erklärte Dennerby.

Torhüterin Hedvig Lindahl sagte, dass sie während des Turniers keinen Kontakt mit Personen außerhalb der Nationalmannschaft haben wolle und sogar ihre Freunde und Verwandten gebeten hätte, ihr keine SMS zu schicken.

Auch Lotta Schelin macht mit und so wird aus der vorgegebenen Freiwilligkeit kollektiver Zwang: „Ich verhalte mich jetzt, wie ich das immer tue und versuche, nicht zu lesen, was über mich geschrieben wird. Da ist nichts, das mir hilft und es ist besser sich auf die Mannschaft und den Fußball zu konzentrieren.“

18 der 22 schwedischen Spielerinnen (inkl der vier Reserven) haben Twitterkonten:

Gerade schreibt Johanna Almgren: „Jetzt. Fokus Olympia 2012. Letzter Tag auf Twitter, Facebook, wieder nach Olympia. Jetzt sind wärmende Glückwünsche willkommen:). Alles Gute, Alle!“

Hier sind die Twitterkonten der 18 inklusive Anzahl Tweets und Follower:

1 Hedvig Lindahl (1989 Tweets, 589 Follower; letzter Tweet 17.05.)

2 Linda Sembrant (kein Twitterkonto)

3 Emma Berglund (2864 Tweets, 453 Follower)

4 Annica Svensson (kein Twitterkonto)

5 Nilla Fischer (2930 Tweets, 1107 Follower)

6 Sara Thunebro (kein Twitterkonto)

7 Lisa Dahlkvist (35 Tweets, 231 Follower; Dahlkvist twittert kaum, hat aber ein gemeinsames Blog mit Linda Sembrant mit vielen Fotos wie diesem hier)

8 Lotta Schelin (348 Tweets, 6159 Follower)

9 Kosovare Asllani (408 Tweets, 1201 Follower)

10 Sofia Jakobsson (1194 Tweets, 363 Followers)

11 Antonia Göransson (kein Twitterkonto)

12 Marie Hammarström (266 Tweets, 132 Follower)

13 Lina Nilsson (2327 Tweets, 574 Follower)

14 Johanna Almgren (1932 Tweets, 748 Follower)

15 Caroline Seger (974 Tweets, 5393 Follower)

16 Madelaine Edlund (127 Tweets, 135 Follower)

17 Malin Levenstad (43 Tweets, 214 Follower)

18 Sofia Lundgren (1138 Tweets, 293 Follower)

19 Susanne Moberg (24 Tweets, 65 Follower)

20 Stina Segerström (1100 Tweets, 572 Follower)

21 Jessica Landström (289 Tweets, 1774 Follower)

22 Kristin Hammarström (323 Tweets, 243 Follower)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute gegen Team GB

In fünf Tagen beginnt die Olympiade in London. Offiziell wird in sieben Tagen eröffnet, aber das Frauenfußballturnier hat seinen ersten Spieltag also bereits am 25.07. Da spielt Schweden gegen Südafrika. Heute probt das Team von Thomas Dennerby und Ann-Helen Grahm gegen das erstmals gebildete Team GB.

Im Riverside Stadion von Middlesbrough muss der WM.Dritte dabei auf Lotta Schelin verzichten. Ausgerechnet. Die wohl wichtigste Spielerin vom CL-Sieger Olympique Lyon hat Probleme mit der Wade und wird in der gestern am späten Abend bekannt gegebenen Mannschaftsaufstellung erwartungsgemäß von Russland-Legionörin Sofia Jakobsson ersetzt.

Dennerby hatte bekanntermaßen gesagt, dass bei Olympia jene Torhüterin spielen werde, die im Training die beste Form aufweisen würde. Noch erwartungsgemäßer ist das natürlich niemand anderes als Hedvig Lindahl, die heute im Tor steht.

Die Aufstellung: Hedvig Lindahl, Emma Berglund, Linda Sembrant, Annica Svensson, Sara Thunebro, Lisa Dahlkvist, Nilla Fischer, Caroline Seger, Kosovare Asllani, Marie Hammarström, Sofia Jakobsson.

Auch erwartet, dass letztlich Annica Svensson den Vorzug vor Lina Nilsson erhält und auch keine Überraschung, dass Dennerby meint, das er schon mit Asllani und Jakobsson zwei schnelle Offensivkräfte aufbietet und daher mit Marie Hammarström statt Potsdams Antonia Göransson Gleichgewicht zwischen Abwehr und Angriff aufbieten muss.

Malmö zieht nach

Nachdem Aufsteiger Vittsjö GIK am Sonntag bei Kristianstads DFF gestrauchelt war, gelang es gestern Abend dem Meister LdB FC Malmö gegen Linköpings FC den notwendigen Sieg einzufahren, um an der Spitze jetzt ein Duo zu bilden. Durch Tore von Sara Björk Gunnarsdottir und Ramona Bachmann gab es ein 2:1. Tyresö hatte 5:1 gegen Piteå gewonnen und sein ohnehin schon gutes Torverhältnis weiter verbessert.

Ex-Malmöstürmerin Manon Melis hatte diue Gäste in der siebten Minute in Führung gebracht. „Ich war noch nie in der Umkleide der Gäste in Malmö, das wird schon komisch sein,“ hatte die Niederländerin noch vor dem Spiel gesagt.

Im Stadion befanden sich auch die Nationaltrainer Thomas Dennerby und Ann-Helen Grahm, die heute ihr 18-köpfiges Aufgebot (plus vier Reservistinnen) für die Olympischen Spiele in London bekanntgeben werden.

Schweden – Norwegen 2:0

Die neue Mannschaftskapitänin Nilla Fischer erzielte das 1:0 Schwedens gegen Norwegen

Nilla Fischer und Antonia Göransson schossen die Tore für Schweden beim 2:0 Sieg gegen Norwegen im Trainngslager in La Manga (Spanien).

„Es ist immer schön, gegen Norwegen zu gewinnen und dieser Sieg war eindeutig verdient,“ sagte Coach Thomas Dennerby. „In der Abwehr haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht und kaum eine echte Torchance zugelassen. In der Offensive haben wir das Spiel gemacht, den Ball laufen lassen. Wir hatten vielleicht nicht die Präzision beim letzten Pass, aber im ersten Spiel einer Saison ist das ganz natürlich.“

Für Norwegen war es bereits das zweite Länderspiel in La Manga, nachdem man am Samstag mit 1:2 gegen England verloren hatte. Schweden wird nicht gegen England spielen, die Engländerinnen wollten nur ein inoffizielles Länderspiel gegen Schweden bestreiten, dazu waren Thomas Dennerby und Ann-Helen Grahm nicht bereit.

Die norwegische Trainerin Eli Landsem war trotz der Niederlagen (wieder einmal) zufrieden: „Wir haben mit den wichtigsten Dingen arbeiten können und hatten einen sehr guten Lehrgang, Wir haben den Glauben an uns nicht verloren, auch wenn wir zwei Niederlagen gegen Topteams einstecken mussten. Wir sind mit guten Prozessen im Gang und man wird mit uns rechnen müssen,“ sagte Landsem auf der Seite des norwegischen Fußballverbands.

Es steht ausser Zweifel, dass Norwegen erst einmal den Anschluss verloren hat. Wie Deutschland werden auch die Norwegerinnen nicht bei der Olympiade in London dabei sein, aber schlimmer als beim Neid-Team ist die Quali zur EM 2013 nach Niederlagen gegen Island und Nordirland bereits in großer Gefahr.

Caroline Seger nicht mehr Kapitänin

Nach zwei Jahren hat Caroline Seger das Amt der Nationalmannschaftskapitänin niedergelegt. „Das war voll und ganz meine eigene Entscheidung. Ich spüre einfach, dass ich mich voll und ganz dem Fußball widmen will. Da gibt es keine Merkwürdigkeiten. Das ist ein neues Jahr und alles fühlt sich gut an,“ kommentierte die 26-Jährige Seger ihre Entscheidung auf der Homepage des schwedischen Fußballverbands.

Thomas Dennerby und seine Assistentin Ann-Helen Grahm haben entschieden, dass Segers Nachfolge auf zwei Spielerinnen verteilt wird, die nun abwechselnd die Kapitänsbinde tragen sollen: Nilla Fischer, die am heutigen Dienstag gegen Norwegen erstmals als neue Kapitänin auftreten wird und wenn es beim offiziellen Kalender bleibt und das nächste Spiel im Mai gegen Schottland absolviert wird, dann wird es in Glasgow Charlotte Rohlin sein, die als Spielführerin auflaufen wird. Sowohl Fischer wie Rohlin spielen für Linköping.

Übrigens fiel ffschweden auf, dass der WM-Dritte Schweden nach der WM in Deutschland noch immer kein Heimspiel seiner Nationalelf geplant hat.

Morgen, gegen Norwegen im spanischen La Manga hat Thomas Dennerby folgende elf Spielerinnen gemustert:

1 Hedvig Lindahl, 2 Charlotte Rohlin, 3 Linda Sembrandt, 4 Annica Svensson, 5 Caroline Seger, 6 Sara Thunebro, 8 Lotta Schelin, 10 Sofia Jakobsson, 17 Lisa Dahlkvist, 18 Nilla Fischer, 20 Marie Hammarström.

Auf der Bank sitzen: 7 Louise Fors, 9 Jessica Landström, 11 Antonia Göransson, 12 Kristin Hammarström (TW), 13 Emma Berglund, 14 Johanna Almgren, 15 Marina Pettersson-Engström, 16 Madelaine Edlund, 19 Susanne Moberg.