Göteborg und Tyresö wollen Marta

Trotz der stolzen Summe von einer Million Dollar für eine Saison, die Martas Agent Fabiano Farah für seine Klientin einfahren will, sind offenbar noch zwei schwedische Vereine im Rennen. Vizemeister Kopparberg/Göteborgs FC und der Verein mit den größten Ambitionen, Tyresö FF.

Die Boulevardzeitung Aftonbladet schreibt in ihrer heutigen Ausgabe, dass Göteborg augenscheinlich das größte Interesse an der Brasilianerin hat während Tyresös Präsident Hasse Lindberg zitiert wird: „Wenn dieses Preisschild wirklich gültig ist, lohnt es sich nicht einmal eine Krone für ein Telefonat auszugeben.“ Sein Göteborger Pendant Peter Bronsman: „Wir sind in einer gewissen Bereitschaft. Aber wir haben einen Gesamtumsatz von sieben Millionen Kronen. Wenn sie diese Summe wirklich haben wollen, dann geht es nicht.“

Alle anderen zehn Vereine sagen eindeutig nein zu der Weltfußballerin. Die Gehaltsvorstellungen liegen jenseits von Gut und Böse. In einer Umfrage, die Aftonbladet bei allen zwölf Clubs gemacht hat, ob die Vereine mit ihrem jetzigen Kader zufrieden sind oder ob sie den Kollaps der WPS nutzen werden, um doch noch die eine oder andere Verpflichtung zu tätigen, kam folgendes heraus:

So gut wie alle Vereine haben erheblich Anfragen aus den USA bekommen. Ein mittlerer Tross möchte sich gerne in Bewegung nach Skandinavien setzen. AIK wäre durchaus noch an einer offensiven Mittelfeldspielerin und/oder einer Stürmerin interessiert. Djurgården sucht in Abwehr, Mittelfeld und Angriff noch, aber die finanzielle Situation setzt deutliche Grenzen, falls nicht Sponsoren eine Spielerin „stiften“. Jitex in Göteborg hat nach der Verpflichtung von Christina Julien den Kader endgültig voll, aber Lokalrivale Göteborg sucht noch Klassespielerinnen vor allem fürs Mittelfeld. Hier könnte Marta landen, Sportchef Lasse Svensson sagt, dass man Spielerinnen suche, die direkt in die Startformation gehen können.

Kristianstads Elisabet Gunnarsdottir ist eigentlich auch zufrieden, aber die neuen Möglichkeiten führen auch die Isländerin in Versuchung. Alle wissen, dass man jetzt auch gute Spielerinnen zum Sonderangebotspreis bekommen kann. Die Entscheidung, ob man noch jemanden holt, soll noch diese Woche fallen und falls es eine positive Entscheidung ist, dann handelt es sich um eine Amerikanerin.

Linköping will noch eine offensive Spielerin. Trainer Jörgen Pettersson spricht davon, dass die Verstärkung jetzt, aber vielleicht auch erst zum Sommer kommen kann. Mit Lisa DeVanna, Linda Sällström und Emma Lundh gibt es in Linköping schon drei starke Stürmerinnen. Aber Pettersson hat die Offensive mit Recht als Problemzone erkannt und will da offenbar richtig aufrüsten und zu starker Konkurrenz im Team kommen.

Malmö will erst einmal den Konkurs abwenden und hat genug mit sich selbst zu tun. Sportchef Niclas Carlnén passt. Piteå ists zufrieden mit seinen drei Torhüterinnen und siebzehn Feldspielerinnen. Umeå und Vittsjö dagegen suchen beide noch. Vittsjö muss sich ordentlich verstärken, wenn man nicht glcieh wieder absteigen will in die neue Superettan. Örebro dagegen sagt, dass der Kader komplett ist und die Ressourcen erschöpft.

Die kommenden vier Wochen werden spannend. In Frage kommen wohl alle Spielerinnen, die nicht Bestandteil des USWNT sind, des erweiterten Kaders der amerikanischen Nationalmannschaft, denn bei denen ist damit zu rechnen, dass sie in den USA vom Verband finanziert werden, um sich optimal auf London 2012 vorzubereiten. Alles andere als Gold wäre eine Enttäuschung, alles andere als Gold dürfte auch das Ende der WPS bedeuten, denn die Liga, die nun sicher nicht nur wegen des Streits mit dem zu Recht unbeliebten Dan Borislow ein Jahr pausiert, braucht den Erfolg bei Olympia als Pausenfüller und Reanimation, um die Anstrengung, 2013 wieder zu spielen, wirklich zum Erfolg zu führen.

Die amerikanische Nationalmannschaft spielt am Samstag gegen Neuseeland. Im Kader (und damit wohl eher unwahrscheinlich für einen Transfer nach Europa) sind 28 Spielerinnen: Yael Averbuch (25), Nicole Barnhart (30), Shannon Boxx (34), Rachel Buehler (26), Lauren Cheney (24), Stephanie Cox (25), Whitney Engen (24), Ashlyn Harris (26), Tobyn Heath (23), Meghan Klingenberg (23), Amy LePeilbet (31), Sydney Leroux (21), Lori Lindsey (31), Carli Lloyd (29), Jill Loyden (26), Kristie Mewis (20), Heather Mitts (33), Alex Morgan (22), Christine Nairn (21), Kelly O’Hara (23), Heather O’Reilly (26), Christie Rampone (36), Megan Rapinoe (26), Amy Rodriguez (24), Becky Sauerbrunn (26), Hope Solo (30), Abby Wambach (31), Keelin Winters (23).

Whitney statt Inka oder Marta oder Abby oder Hope

Whitney Engen, hier im Dress der Chicago Red Stars

Whitney Engen, hier im Dress der Chicago Red Stars (Foto: damfotboll.com)

Whitney hat den bekanntesten Vornamen von allen Fünfen. Weil es da eine, nja inzwischen auch nicht mehr so ganz auf dem Höhepunkt ihrer Karriere befindliche Houston gibt.

Aber von Whitney Engen haben einige doch tatsächlich noch nichts gehört. Diese Namen nenne ich jetzt nicht, denn mir war die 23-Jährige Abwehrspielerin von Western New York Flash schon geläufig. Beim Algarve-Cup in diesem Jahr war sie dabei, schaffte es dann aber nicht in den Kader für die WM in Deutschland, wo Pia Sundhage auf bewährte Kräfte wi Christie Rampone (36), Heather Mitts (32) und Amy Lepeilbet (29) setzte.

Natürlich war Engen auch nicht anwesend auf dem kleinen Pressetreffen, sie würde vermutlich erst morgen fliegen, was ich dann auch ihrem Twitter-Konto entnehmen konnte. Am Mittwoch soll sie gegen Örebro wenigstens schon auf der Bank sitzen, wohl noch mit Jetlag.

Warum eine Abwehrspielerin, wenn man eine Viererkette hat, die allesamt über Länderspielerfahrung verfügt?

Um den Konkurrenzdruck zu steigern, so Sportchef Hans Löfgren. Unter den Vieren (Karin Lissel, Johanna Frisk, Line Röddik Hansen, Annica Svensson) sei keine, die wirklich sehr schnell sei, das sei aber Engen, eine Spielerin, die er zwar noch nicht  gesehen habe, die aber u.a. von US-Nationalcoach Pia Sundhage wärmstens empfohlen werde, als Charakterspielerin und vielleicht eine der besten Amerikanerinnen in ein paar Jahren.

Zwei Monate bleibt Engen und jetzt reimt es sich gleich: Wen wird Engen wohl verdrängen? Am ehesten vielleicht Karin Lissel in der Innenverteidigung. Für zwei Monate? Ja, man wisse ja nicht, sagt Hans Löfgren, ob die WPS 2012 überhaupt weitermache, man höre ja so viele Gerüchte von Agenten, Managern und Spielerinnen.

Wohin Inka Grings geht, wissen wir leider immer noch nicht. Rossiyanka oder Lyon? Marta soll sich im Januar frühestens entscheiden, sagt ihr Agent. Dann sollte auch feststehen, ob die WPS weiter existiert. Denn nur in den USA kann man wohl 500.000 Dollar pro Saison zahlen. Und sollte das wieder möglich sein, wird Marta auch noch ein viertes Jahr in den USA spielen.