Zweimal habe ich den amtierenden Meister LdB FC Malmö in dieser Saison „live“ gesehen. Einmal am Tyresövallen gegen den großen Herausforderer und einmal auf Skytteholms IP in Solna beim stark abstiegsgefährdeten AIK.
Beide Spiele hat Malmö mit 0:2 verloren, es waren die einzigen Niederlagen, ansonsten hat man nur gewonnen, neun Mal. Konsequenz? Sollte ich Stadionverbot bekommen, wenn Malmö sich irgendwo zeigt? Vielleicht.
Nach zahlreichen Abgängen, vor allem von Torschützenkönigin Manon Melis hatte man sich gefragt, wer die Nachfolge der Holländerin antreten könnte. Kaum Ramona Bachmann, die an guten Tagen zum Besten gehört, was diese Welt in Sachen Frauenfußball zu bieten hat, aber die bislang nicht als Torschützin in Serie von sich reden machte. Peter Moberg, der neue Trainer Malmös, sagte nach den ersten Testspielen, dass er sicher sei, dass die nach einer gefühlten Ewigkeit in Potsdam nach Schweden übergesiedelte Anja Mittag Tore in Serie produzieren würde, wenn erst mal der Knoten platzen würde.
Dass es dann tatsächlich so kam, haben nicht alle erwartet. Ich ehrlich gesagt auch nicht. Die 27-Jährige Chemnitzerin, die 2011 für sie sehr schmerzhaft am Kader der Silvia Neid für die WM in Deutschland vorbeischrammte, ist in der Halbzeitpause der Liga als Spielerin der Saison angekommen. 13 Tore in elf Spielen, dazu immerhin vier Assists, meistens für die frischgebackene U19-Europameisterin Elin Rubensson sprechen eine deutliche Sprache. Kristianstads Trainerin Elisabet Gunnarsdottir brachte es auf Twitter auf den Punkt: „Anja Mittag ist eine der intelligentesten Stürmerinnen der Welt, schon immer ein persönlicher Favorit.“
Ramona Bachmann brauchte etwas länger, wurde am Anfang durch eine Fußverletzung behindert, die sie sich in der Vorbereitung zugezogen hatte. Aber jetzt ist die Schweizerin da und dieses Duo, oder besser Trio Bachmann – Mittag – Rubensson gehört zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Nicht vergleichbar mit Marta – Vero – Seger, vor allem die beiden Erstgenannten sind in Sachen Technik eine Klasse für sich, aber BMR spielen zusammen, füreinander, miteinander, das vermisst man oft schmerzlich bei den Spielerinnen aus Tyresö.
Apropos Verletzungen. Malmö hatte zwei Kreuzbandrisse zu verzeichnen. Zuerst Frida Nordin, das Arbeitstier in Abwehr und Mittelfeld, im Mai 30 Jahre alt geworden und dann die Grand Old Lady Therese Sjögran, 35 Jahre alt, im Training verletzte sich die Nationalspielerin, die nun definitiv nicht mehr an einer Olympiade teilnehmen wird in ihrer langen Karriere. Nordin wurde schnell ersetzt durch die neuseeländische Weltklassespielerin Al Riley, deren Vertrag inzwischen bis Ende 2013 verlängert wurde. Riley spielte zuletzt beim WPS-Meister Western New York Flash. Den Verein gibt es zwar noch, aber die WPS ist nach drei Jahren am Ende und die WPSL-Elite-League lockt nicht, so dass Riley ihren Schwerpunkt nach Europa verlagert hat. Für Sjögran sucht der Verein noch nach Ersatz für diese Saison: Tobin Heath war im Gespräch, ebenso Rossiyankas schnelle Schwedin Sofia Jakobsson, die sich aber inzwischen entschlossen hat, weiterhin gutes Geld in Moskau zu verdienen und außerdem mit brasilianischen Weltklassespielerinnen wie Aline und Cristiane weiterzuspielen. Rossiyanka hat Ambitionen in der Champions League und wird sich vielleicht noch weiter verstärken.
Finanziell gab es Turbulenzen, bevor die Saison begann. Man werde es ökonomisch nicht schaffen, schrieb der Verein in einem offenen Brief der Stadt und bei einem Gespräch mit den Funktionären beider Seiten gab es dann Zusicherungen und auch einige Sponsoren wurden durch die Hilferuf-Aktion neu ins Boot geholt. Sicher scheint der Verein aber den finanziellen Anforderungen der mittleren Zukunft nicht unbedingt gewappnet zu sein. Wir werden sicher noch etwas von dieser Front hören in den kommenden Monaten gegen Ende dieser und vor Beginn der nächsten Saison.
Malmö liegt ein Spiel hinter Tyresö und sollte am 15.08. die Tabellenführung bei Djurgården übernehmen. Vieles spricht im Moment tatsächlich dafür, dass Tyresö und Malmö die Meisterschaft unter sich ausmachen werden. Tyresö als der Verein mit den besten Spielerinnen in der Gesamtheit und Malmö als das in dieser Hinsicht knapp dahinter liegende Team, allerdings mit dem besseren Kollektiv. Am 02.11. könnte es demzufolge zu einem Endspiel um die Meisterschaft kommen auf dem Malmö IP und zum ersten Mal könnten zwei Deutsche schwedische Meisterinnen werden: Anja Mittag und Katrin Schmidt.