Viele Tickets unter Originalpreis zu verkaufen

Dass das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der Frauenfußball-WM im eigenen Land Auswirkungen auf die Lust der Zuschauer haben würde, haben viele vermutet. Es bestätigt sich, wenn man auf die Seite des Internet-Auktionshauses E-Bay schaut.

Für das heute Abend stattfindende Halbfinale zwischen Japan und Schweden in der Frankfurter Commerzbank-Arena gibt es noch 1.500 Restkarten an den Kassen. Wer es billiger als zum Originalpreis haben will, kann z.B. Tickets der besten Kategorie (137,50 €) für nur 68,- € bei verschiedenen Anbietern kaufen.

Für das Spiel USA- Frankreich im Mönchengladbacher Borussia-Park waren nach Angaben der Veranstalter gestern noch ca. 20.000 Karten zu haben.

Bei e-bay gibt es eine ganze Reihe von Auktionen für Finalkarten (Sonntag in Frankfurt), bei denen es trotz nahendem Ende der Versteigerung kein einziges Angebot gibt.

Die WM ohne Deutschland in Deutschland hat leider das Interesse schnell sinken lassen. Möglicherweise aber sind die von FIFA und OK festgelegten Preise von Anfang an zu hoch gewesen.

 

 

Punkte für Schweden

Schweden hat vier Spiele bei der WM gewonnen. Für die FIFA/Coca-Cola-Rangliste brachten die Siege gegen

Kolumbien 2028 Punkte
Nordkorea 1958 Punkte
USA 2112 Punkte
Australien 1927 Punkte.

Warum Kolumbien mehr wert ist als Nordkorea fragt sich da der geneigte Leser. Ganz einfach. Siege gegen CONMEBOL-Verbandsmitglieder werden mit dem Faktor 1 multipliziert, Siege gegen AFC-Mitglieder lediglich mit 0,85. Statistik wird nicht immer der Sache gerecht.

Die USA haben erst zwei Spiele gewonnen, werden also tendentiell Punkte verlieren.

Deutschland bekommt für

Kanada 2048, Nigeria 1785, Frankreich 2316 und für Japan 0 Punkte.

Ein Sieg über Frankreich ist also mehr wert als ein Sieg über die USA. Weil nämlich CONCACAF nur den Faktor 0,88 hat.

Japan bekommt für den Sieg über Deutschland 2376 Punkte, statistisch gesehen der größte Skalp, den man gewinnen kann.

Schelins Schnupfen

Lotta Schelin

Sie ist vielleicht auf dem Weg, der Star dieser WM zu werden. Jetzt ist sie erkältet und ganz Schweden bangt um ihren Einsatz gegen Japan am Mittwoch. Nach Angaben des schwedischen Fußballverbands wird sie heute Abend in Frankfurt zwar mit zum Training kommen, aber nicht mittrainieren.

Von Lotta Schelin hängt der Erfolg des Teams im Wesentlichen ab. Ihr Ausfall wäre eine mittlere Katastrophe.

Schwedische Prämien

Die schwedische Frauenfußballnationalmannschaft würde beim Fall eines WM-Sieges 200.000 (= 21.870 €) Kronen pro Kopf bekommen. Das ist doppelt so viel wie bei der WM 2007 und der EM 2009.

20.000 Kronen (2187 €) bekam jede der 21 Spielerinnen für die Nominierung in den WM-Kader.

Während des Turniers allerdings bekommen die Schwedinnen derzeit ein Tagegeld von 180 Kronen (= 19,68 €) nachdem die Mahlzeiten abgezogen sind. Davon kann man sich nicht unbedingt viel leisten.

„Natürlich wollen wir bessere Bedingungen und dafür werden wir auch kämpfen,“ sagte Mittelfeldspielerin Linda Forsberg. Das Team ist sich einig, dass es bei der EURO 2013 im eigenen Land andere Bedingungen geben muss.

Die schwedischen Herren kassieren ganz andere Summen, werden bei Turnieren schrittweise für jede Runde unterschiedlich belohnt. Bei der EM in Österreich/Schweiz 2008 hätten die Mannen um Superstar Zlatan Ibrahimovic am Ende 186.000 € beim Gewinn des Titels bekommen, eine Summe, die sich im Verlauf des Turniers sukzessive gesteigert hätte.

 

Therese Sjögran: „Der Favorit heisst Japan“

Die 34-Jährige Therese Sjögran versucht, Japan die Bürde aufzuerlegen und erklärt die Japanerinnen 48 Stunen vor dem WM-Halbfinale in Frankfurt zum Favoriten. Bei einer Pressekonferenz in Augsburg, kurz vor der Abfahrt nach Frankfurt sagte Sjögran, dass das schwedische Team derzeit einen richtigen Lauf hätte, nach langer langer Zeit mal wieder.

Gefeiert habe man aber nach dem Sieg gegen Australien nicht unbedingt.

„“Wir haben schön zu Abend gegessen und uns das Spiel angeschaut, danach sind wir in die Sauna gegangen.“ sagte Dennerby. Zum amerikanischen Spiel gegen Brasilien sagte der Schwede: „Wir bewundern wirklich die USA. In der ganzen Welt sind sie wohl das einzige Team, das so ein Spiel noch drehen kann.“

Und Sjögran sagte also, das der Favorit am Mittwochabend Japan heissen soll. Die stünden in der Weltrangliste halt besser da. Da hat sie Recht. Schweden ist Fünfter, Japan Vierter. Das entscheiden Nuancen, wie Silvia Neid sagen würde.

Schwedisches Comeback

Schweden gehört zu den besten vier Nationen der Welt. Deutschland nicht mehr.

Viele Journalisten haben die Schwedinnen längst nicht mehr auf der Rechnung gehabt. Es sei bergab gegangen mit dem Vizeweltmeister von 2003. Die goldene Generation schwedischer Spielerinnen: Malin Moström, Hanna Ljungberg, Victoria Svensson, Hanna Marklund. Alle haben inzwischen trotz des einen oder anderen Comebacks die Fußballschuhe an den Nagel gehangen.

2007 scheiterte Schweden in der Vorrunde nach einem 1:1 gegen Nigeria. 2009 bei der EURO in Helsinki zog man im Viertelfinale gegen Norwegen den Kürzeren.

Trainer Thomas Dennerby stand in diesem Frühjahr unter großem Druck.

Lotta Schelin war zwar international als Spielerin mit Riesenpotential bekannt, hatte aber mit nunmehr 27 Jahren noch nicht einmal wirklich überzeugen können, wenn die Bühne groß war.

Die Vorbereitungszeit war weniger als drei Wochen verglichen mit drei Monaten für Deutschland.

Und dennoch.

Schweden ist wieder da. Da ist ein Teamgeist, eine Kameradschaft, eine Spielfreude, die sich nicht zuletzt in dem von Lotta Schelin choreographierten Tanz äußert, den die Skandinavierinnen nach jedem Tor durchführen. Ein Symbol für neue Stärke.

Hedvig Lindahl im Tor war umstritten. Viele glauben, dass Sofia Lundgren auf der Bank die bessere erste Wahl wäre. Aber Lindahl hat bislang souverän gespielt.

Lisa Dahlkvist im Mittelfeld ist die herausragende Spielerpersönlichkeit zwischen Abwehr und Angriff. Unerwartet ist da ein neuer Star geboren. Kaltschnäuzig verwandelte sie den Elfmeter gegen eine mit allen Mitteln arbeitende Hope Solo. Wie aus dem Lehrbuch köpfte sie den Ball zum 2:0 gegen Australien ins Tor.

Und Lotta Schelin. Sie ist bislang die Spielerin des Turniers. Vier Spiele. Viermal hervorragende Leistungen und jetzt ist auch noch der Knoten geplatzt und sie hat ihr erstes Tor selbst geschossen.

Das könnte sogar für den Einzug ins Finale reichen. Aber: Man hat zweimal dieses Jahr gegen Japan gespielt und beide Male große Schwierigkeiten gehabt. 1:2 an der Algarve, 1:1 in Bochum wenige Tage vor Beginn der WM.

Das Halbfinale in Frankfurt dürfte eine sehr offene Partie werden.

 

„Wir haben derzeit ein bisschen mehr Spitzenkompetenz aus Deutschland“

Vier Siege machen selbstbewusst. Thomas Dennerby, vor dem Turnier noch in Frage gestellt, ist nun auf dem besten Weg mit seiner Mannschaft Fußballgeschichte zu schreiben. Einen Platz unter den besten vier Teams der Welt hat man ebenso sicher wie die Qualifikation für die Sommerolympiade im nächsten Jahr in London.

Dennerby hat Respekt vor dem Gegner: „Wenn man Fußball und gutes Pässe mag, und daas tue ich, dann ist man der Ansicht, dass es Spaß macht den Japanerinnen zuzusehen. Aber am Mittwoch wird das nicht helfen. Ich hoffe, dass unser Gewicht die Entscheidung bringt,“ sagt Dennerby.

„Wir wissen ziemlich genau, was uns erwarten wird. Die Japanerinnen werden vermutlich mehr Ballbesitz haben als wir. Wir dürfen uns da nicht aufregen oder Stress machen deswegen, sondern wir müssen klug und geduldig warten. Wenn sie dann einen nur halbguten Pass spielen oder etwas übermütig werden, dann schlagen wir zu. Wir haben ein paar hochklassige Spielerinnen und im Augenblick sogar etwas mehr Spitzenkompetenz als Deutschland wage ich zu behaupten,“ so Thomas Dennerby.

Und nennt Lisa Dahlkvist, Lotta Schelin, aber auch die Innenverteidigung mit Charlotte Rohlin und Sara Larsson.

„Es ist eine wahre Freude, unsere Innenverteidigerinnen zu sehen,“ schwärmt der 51-Jährige.

Deutsches Desaster

Hier geht es um Frauenfußball in Schweden und manchmal auch den anderen nordischen Ländern. Aber natürlich habe ich die Spiele der deutschen Mannschaft gesehen und mit dem Team mitgefiebert.

Es war alles vorbereitet. Steffi Jones und die Männer und Frauen um sie herum haben diese WM glänzend vorbereitet. Politik, Sport und Medien engagierten sich wie nie zuvor, ein monatelanger, dramaturgisch exzellent inszenierter Hype entstand, der letztlich zu hervorragenden Einschaltquoten und im Wesentlichen vollen Stadien führte.

Irgendwie nahmen alle an, dass die Mannschaft dann durch das Turnier spazieren werde. Die Gegner hatten lediglich eine Statistenrolle in der angedachten Inszenierung. Ein bisserl Fähnchenschwenken – wir würden Kanadierinnen, Nigerianerinnen, Französinnen, Japanerinnen und wen sonst noch sicher irgendwie nett und sympathisch finden, aber unsere „schwarz-rot-goldenen  Elfen“ (BILD) würden letztlich alle wie „Panzer“ (THE SUN), nur eleganter und graziöser, überrollen und ähnlich deklassieren wie wie Sparringspartnerinnen aus den Niederlanden und Italien.

Bis März lediglich dauerte die Bundesligasaison. Drei Monate Lager verordnete Silvia Neid ihren zunächst 26 Spielerinnen.

Heute fragt man sich, was man da eigentlich gemacht hat, in diesen drei Monaten?

In der Führung der Mannschaft hat es eklatante Fehler gegeben, die vermutlich ohne Konsequenzen bleiben werden. Eine Trainerin, die gnadenlos das Leistungsprinzip anwendet, sollte sich selber diesem Prinzip unterwerfen und letztlich die Konsequenzen ziehen und zurücktreten.

Deutschland hat bei bestenfalls einem einzigen Spiel wirklich überzeugt. Dass da vieles nicht in Ordnung war und dass es gegen einen starken Gegner schwer würde, war abzusehen.

Es gab einfach zu viel Unruhe im Team. Es gab keine Spielidee. Es gab keine Varianten bei den Standards. Bei aller Vorbereitung auf das Fest hat man vergessen, dass auch die Gäste den Pokal holen wollen.

Sehr schade.

Schwedisches Sommermärchen?

Sollte die schwedische Nationalmannschaft am Sonntag gegen Australien erfolgreich sein, käme es am nächsten Mittwoch in Frankfurt möglicherweise zu einer weiteren Auflage des Klassikers Deutschland – Schweden, bei dem in den letzten Jahren immer wieder Deutschland knapp gewonnen hat, zuletzt im Viertelfinale der Olympischen Spiele in Peking als die Mädels von Silvia „Silv“ Neid mit 2:0 nach Verlängerung gewannen, um dann im Halbfinale von höchst ambitionierten Brasilianerinnen mit 1:4 eingeseift zu werden.

Thomas Dennerby hatte ungeheuren Stress. Man merkte ihm die Anspannung in den Wochen und Monaten vor der WM deutlich an. Ein weiteres eher schlechtes Abschneiden und er wäre seinen Job wohl los gewesen. Auch aus dem Inneren der Nationalmannschaft hörte man immer wieder, dass nicht alle mit dem 51-Jährigen Kriminalkommissar aus Tyresö zufrieden waren.

Er sei zu soft, zu nett und bei wichtigen Entscheidungen oft zu zaudernd und würde nichts wagen.

Gewagt hat er nun nicht unbedingt, als er den 21-köpfigen Kader präsentierte, denn da fand man viele eher robuste Spielerinnen und der Verdacht lag nahe, dass man das Team vor allem mit Blick auf Kolumbien und Nordkorea nominiert hatte, im Wissen, dass Siege gegen beide Teams reichen würden, um das Viertelfinale zu erreichen.

Der etwas glückliche, aber keinesfalls unverdiente Sieg gegen den Weltranglistenersten USA jedoch hat den Schwedinnen nun endgültig Auftrieb gegeben. FFschweden hat immer betont, dass die Rolle von Lotta Schelin ungeheuer wichtig werden wird. Wenn sie es schafft, endlich bei einem großen internationalen Turnier ihr Talent und ihre Klasse auszunutzen, dann könne Schweden weit kommen.

Bisher hat Schelin lediglich ein nicht anerkanntes (allerdings voll reguläres) Tor (zum nicht gegebenen 3:1 gegen die USA)  erzielt. Aber Lotta leistet große Laufarbeit und schafft Freiräume. Und seit sie die für Tyresö spielende Josefine Öqvist an ihrer Seite hat, haben die Schwedinnen da vorne ein Weltklassegespann. Jessica Landström wurde auf die Bank verbannt, nachdem sie gegen Nordkorea reihenweise Chancen versiebt hatte. Mit Öqvist ist nun eine pfeilschnelle, technisch stärkere Alternative im Rennen. Aller Voraussicht nach werden beide am Sonntag gegen Australien spielen.

Thomas Dennerby dürfte seinen Hals aus der Schlinge gezogen haben. Das klingt dramatisch. Aber ein Jahr vor Olympia in London, für das sich die beiden besten europäischen Teams außer England qualifizieren und zwei Jahre vor der EURO 2013 in – Schweden – braucht die Nationalmannschaft dringend den Erfolg, um die Werbekampagne einleiten zu können, zu der auch eine erfolgreichere und attraktivere Liga gehört.

Die Damallsvenskan war mal die beste Liga der Welt, als hier noch Marta spielte. Auch die Liga würde enorm von einem guten Abschneiden Schwedens profitieren. In der Gestalt von mehr Zuschauern, aber auch in einer gestiegenen Attraktivität für ausländische wie einheimische Spielerinnen. Insofern könnte 2011 tatsächlich ein schwedisches Sommermärchen in Deutschland werden.

Historischer Sieg: Schweden schlägt USA

Es war ein rabenschwarzer Abend für Amy LePellbet. Die 29-Jährige Abwehrspielerin von den Boston Breakers (´WPS Defender of the Year 2009 & 2010) holte zunächst Lotta Schelin von den Beinen und verursachte damit den Elfmeter, den Lisa Dahlkvist verwandelte. Und wie Dahlkvist das tat.

Hope Solo zog das ganze Register, um Dahlkvist einzuschüchtern. Hätte eigentlich gelb dafür sehen können müssen sollen. Zuerst langsame, ausgiebige Schlucke aus der Trinkflasche. Dann in aller Seelenruhe die Handschuhe nochmal ausziehen und langsam, langsam wieder überstreifen und festzurren.

Dann trat Lisa Dahlkvist an, die 24-Jährige Wahl-Göteborgerin und hämmerte das Leder souverän und obwohl nah, unerreichbar für Hope Solo in die linke Ecke.

Ob sie denn nicht nervös geworden sei durch Solos Agieren wurde sie gefragt.

„Nein, überhaupt nicht. Ich habe mich nur darauf konzentriert, das Tor zu machen. Das wollte ich ganz einfach. Hab das Publikum langsam ausgeblendet und mich konzentriert. Ich habe überhaupt nicht darauf geachtet, was sie gemacht hat. Da waren nur ich und der Ball,“ sagte Lisa Dahlkvist.

Beeindruckend. Beeindruckend wie der Rest ihres Teams.

Amy LePeilbet sah die gelbe Karte für ihr Foul an Schelin. Schweden führte 1:0 und spielte, wie man in solchen Fällen, wenn ein nicht ganz kleiner David dann aber eben doch gegen Goliath antritt, respektlos.

Josefine Öqvist ist eine Augenweide. Spielerisch natürlich. Sie läuft unermüdlich in einem wahren Affenzahn durch die gegnerische Hälfte und verschafft sich wie auch den anderen Räume. Lotta Schelin spielt endlich den Fußball, den man seit Jahren von ihr erwartet hat.

Vor dem Turnier habe ich gesagt, dass Schweden nur dann weit kommen kann, wenn Schelin endlich das zeigt, was sie kann. Sie tut das und tat das. In allen drei Begegnungen, die Schweden allesamt gewann.

Aber vorher kam noch ein Auftritt von Amy LePeilbet . Freistoß Schweden. Nilla Fischer schießt, Hope Solo hätte das Ding gehalten. Ja, wenn nicht Amy LePeilbets Oberschenkel den Schuss zu einem Querschläger gemacht hätte. Der Ball veränderte seine Richtung völlig. Statt aufs rechte Eck bewegte er sich aufs linke Eck zu, Hope stand hopeless falsch und Schweden führte 2:0.

In der zweiten Halbzeit dominierten die USA, konnten aber außer dem Schulterball (?!?!) von Abby Wambach zum 1:2 kaum hochkarätige Chancen produzieren. Stattdessen markierte Lotta Schelin endlich, endlich ihren ersten Treffer nach einem schnellen Konter kurz vor Schluss. Aber das vermeintliche 3:1 für Schweden fiel der Abseits(FEHL)entscheidung des Schiedsrichtergespanns zum Opfer.

Schweden trifft nun als Gruppensieger auf Australien. Die USA müssen gegen Brasilien spielen. „Für uns hat sich nur der Weg nach Frankfurt geändert. Wir schlagen Brasilien und gewinnen dann unser Halbfinale,“ sagte US-Coach Pia Sundhage nach dem Spiel.

Sofia Jakobsson

Die 21-Jährige aus Umeå war schon letztes Jahr bei der U20-WM in Deutschland dabei. Und dieses Jahr spielte sie eine hervorragende Rolle in den ersten neun Spielen der Damallsvenskan, liegt mit Umeå auf dem zweiten Tabellenplatz.

Was bei Dennerby normalerweise ein paar Jahre braucht, ging bei ihr in Monaten. Erstes A-Länderspiel gegen England im Mai und nur wenige Tage später WM-Nominierung. Gegen Kolumbien spielte sie in der zweiten Halbzeit und machte auch da eine gute Figur, belebte mit ihrem direkten Drang zum Tor das offensive Geschehen für Schweden.

Das Beste: Ihr Vertrag läuft Ende der schwedischen Saison (Oktober/November) aus. Interesse hat auf alle Fälle der russische Spitzenclub Rossijanka angemeldet. Vermutlich würden weitere gute Spiele die 21-Jährige zu einer der begehrtesten Spielerinnen des Turniers machen.

Nilla Fischer

wird am morgigen Samstag in Augsburg wohl anstelle von Lisa Dahlkvist ins Team rücken. Thomas Dennerby hat seine Truppe sorgfältig nach körperlicher  Eignung ausgesucht. Gegen die zierlichen Kolumbianerinnen und wendigen Nordkoreanerinnen setzt der 51-Jährige Kriminalkommissar auf überlegene Physis.

Fischer und Seger sollen auf der Doppel-6 mit ihrem robusten Spiel die Nordkoreanerinnen einschüchtern.

„Schwer zu sagen, ob meine Art zu spielen besser gegen Nordkorea funktioniert. Gegen die muss man Zweikämpfe gewinnen,“ sagt Fischer und das spricht dafür, dass die kräftige Mittelfeldakteurin von LdB Malmö morgen auflaufen wird.

Su Gyong Kim

Nordkorea ist Schwedens zweiter Gegner und die Begegnung am morgigen Samstag in Augsburg dürfte für beide Teams das Schlüsselspiel für das Weiterkommen sein. Beide müssen gewinnen, die Nordkoreanerinnen wären bei einer Niederlage bereits ausgeschieden.

Die Trainerin der US-Girls, Pia Sundhage, warnt ihre Landsleute vor der erst 16 Jahre alten Su Gyong Kim. „Sie ist einfach unglaublich gut,“ sagt Sundhage über die dribbelstarke Mittelfeldspielerin.

„In der ersten Halbzeit hatten wir große Probleme auf unserer linken Seite. Dann änderten wir unsere Taktik und griffen stattdessen verstärkt über diese Seite an. Angriff ist schließlich die beste Vertzeidigung,“ sagte Pia Sundhage im Interview der Zeitung Aftonbladet.

„Wenn sie diese Truppe vier Jahre lang behalten können, dann können sie 2015 Weltmeister werden,“ schwärmt die Schwedin. „Es ist unglaublich, wie gut sie das Spiel lesen können.“

 

„Die Tore sparen wir uns für ein anderes Spiel auf“

Schwedens Startformation gegen Kolumbien. Jessica Landström, Lotta Schelin, Charlotte Rohlin, Caroline Seger, Sara Larsson, Hedvig Lindahl. Vorne: Lisa Dahlkvist, Therese Sjögran, Sara Thunebro, Linda Forsberg, Annica Svensson. Foto: Marion Kehren

Die Schwedinnen jubelten und strahlten, als hätten sie bereits das Viertelfinale erreicht. Nach einem hochverdienten 1:0-Sieg gegen WM-Neuling Kolumbien ist damit die Pflicht erledigt. Und die Angst besiegt.

Denn obwohl Schweden haushoch überlegen war, vor allem in den ersten 45 Minuten – Lotta Schelin und Jessica Landström versiebten Chancen, mit denen man drei Spiele hätte gewinnen können.

Dass dann nach einer knappen Stunde das erlösende Tor fiel, war letztlich keine Befreiung. Zu verkrampft wirkte Schweden vor allem im Spiel nach vorne. Kolumbien hatte kaum etwas entgegen zu setzen und die Taktik Dennerbys (Starke Physis gegen ballgewandte, aber unerfahrene Südamerikanerinnen) ging letztlich auf. Aber wie leicht man bei einem Freistoß dann doch noch ein unerwartetes Gegentor einfangen kann, haben wir Sonntag in Berlin gesehen, als Christine Sinclair den Ball an Nadine Angerer vorbei ins Netz hämmerte. Im Falle Schwedens wäre das eine Katstrophe gewesen. Geführt hatte man nämlich auch vor vier Jahren gegen Nigeria und dann nach einem individuellen Fehler das letztlichj schicksalhafte 1:1 kassieren müssen, auch da nach deutlicher Überlegenheit.

Zweimal die Acht im Laufduell. Schwedens Lotta Schelin umrundet Andrea Peralta. Foto: Marion Kehren

Nun ist die Ausgangsposition durchweg positiv. Am Samstag kommt es dennoch zu einem spannenden Duell, in dem aber Nordkorea in Augsburg mehr unter Druck stehen wird als Schweden. Dennerby wird auch in diesem Spiel vor allem auf körperliche Überlegenheit setzen, der Gegner ist aber sicher deutlich stärker als am Dienstag in Leverkusen, wo wir das bislang schwächste Team der WM gesehen haben.

Nach einer halben Stunde erhielt Schwedens Mannschaftskapitänin Caroline Seger die gelbe Karte. Nach einem weiteren Foul und 70 Minuten holte Thomas Dennerby seine Kapitänin vom Feld und brachte Nilla Fischer – aus Angst, seger könnte die zweite gelbe Karte bekommen und gegen Nordkorea fehlen.

„Das war ja richtig nett,“ kommentierte Caroline Seger mit kaum verhohlenem Sarkasmus die Entscheidung ihres Trainers. Sie spiele nun mal sehr körperbetont, hätte aber immer die Kontrolle über ihr Handeln gehabt. „Ich weiß nicht was Thomas über meine Auswechslung gesagt hat,“ sagte sie vorher, „aber als Spielerin will man natürlich spielen.“

Die Aufstellung

In 27 Minuten spielt Schweden gegen Kolumbien. Thomas Dennerby vertraut folgenden elf Spielerinnen:

1 Hedvig Lindahl
4 Annica Svensson, 2 Charlotte Rohlin, 7 Sara Larsson, 6 Sara Thunebro
5 Caroline Seger, 15 Therese Sjögran, 16 Linda Forsberg, 17 Lisa Dahlkvist
8 Lotta Schelin, 9 Jessica Landström

Sehr physisch betonte Aufstellung. Die Kolumbianerinnen sollen niedergekämpft werden. Fehlen tut noch Mittelfeldabräumerin Nilla Fischer (ebenfalls groß und stark, aber leichte Achillessehnenbeschwerden kurz vor der Deutschland-Reise). Joker in der Offensive wären die jungen Antonia Göransson und Sofia Jakobsson.