Faire Verliererinnen

Die US-Girl sind dafür bekannt, dass sie bis zur letzten Sekunde kämpfen. Aber sportlicher Anstand ist auch ein Signum dieses Teams, das Grösse in der Niederlage zeigt.

Ein paar Stimmen von der Homepage der US Soccer Federation, die übrigens allen anderen Verbänden etwas in Sachen Öffentlichkeitsarbeit vormacht.

Abby Wambach: „Gratulation an Japan. Ich denke, dass das ganze Land jetzt sehr, sehr stolz auf sein Team ist.“

Hope Solo: „Wir haben gegen ein grossartiges Team verloren. Japan ist eine Mannschaft, vor der ich immer sehr grossen Respekt hatte und ich glaube wirklich, dass irgendetwas Grösseres die Strippen für sie gezogen hat. So sehr ich das hier gewollt habe, wenn es irgendein anderes Team gäbe, dem ich das gegönnt hätte, dann ist es Japan.  Ich freue mich für sie und sie haben es verdient.“

Lauren Cheney: „Es war win verrücktes Spiel. Ich denke, dass wir gut gespielt haben, wir haben gekämpft und Herz gezeigt. Darauf kommt es an. Hut ab vor Japan. Sie müssen ihr Land sehr stolz gemachr haben und Freude dahin getragen, wo sie dringend benötigt wird und das ist das grössere Bild.“

 

Die Teams in der Einzelkritik

Japan: Es ist mir fast ein bisschen peinlich, aber ich habe Japan vor dem Turnier als Geheimfavoriten bezeichnet und, was die deutsche Mannschaft anging, gesagt, dass ich lieber gegen England als gegen Japan im Viertelfinale spielen würde. Dennoch: Eine unglaubliche Mannschaftsleistung mit einer überragenden Honore Sawa und einem mehr als ausgefuchsten Trainer Norio Sasaki führte Japan zielstrebig zum Gold. Potsdams Yuki Nagasato hatte es immer wieder gesagt: „Wir wollen Weltmeister werden.“ Siege nacheinander gegen Deutschland, Schweden und die USA, das ist eine makellose Bilanz. Hochverdient!! Einziger Wermutstropfen. Ich hätte liebend gerne die in Schweden spielende, grossartige Mami Yamaguchi auch als Weltmeisterin gesehen…

USA: Sie haben sich gesteigert. Aber überzeugt haben sie nur selten und am meisten im Finale. Der Weltranglistenerste hatte mit dem Einzug ins Finale schon so viel Glück verbraucht, dass es dann im Elfmeterschiessen nicht mehr reichte. Wambachs Kopfball in der allerletzten Sekunde gegen Brasilien. Der glückliche Sieg gegen ein deutlich besseres Frankreich. Aber der internationale Durchbruch für Alex „Babyhorse“ Morgan. Silber für Pia Sundhage.

Schweden: Hat sich weit über Erwartung teuer verkauft. Fünf Siege in sechs Spielen. Endlich, endlich einmal zeigte Lotta Schelin, was sie kann. Und da zog sie das ganze Team mit. Enttäuschend Caroline Seger und wenn Dennerby auf alle uns gehört hätte, die für Sofia Lundgren im Tor waren, dann wäre gestern sogar Frankfurt drin gewesen. Grossartiges Resultat, das der heimischen Liga Auftrieb geben wird und auch der Stellung des Frauenfussballs innerhalb des Verbands.

Frankreich: Europas technisch versierteste Mannschaft. Tolle Leistung gegen Deutschland, gegen die USA, gegen Schweden gehandicapt durch Verletzungen und ein irreguläres Tor. Ein heisser Kandidat für die EURO 2013.

Deutschland: Erreichte nie die vorhandene Kapazität, in keiner einzigen Begegnung. Viele Fragen wären zu stellen gewesen, Analysen zu machen, aber der DFB wählte die Variante, alles unter den Teppich zu kehren und so weiterzumachen wie bisher. Eine gigantische, vertane Chance.

Brasilien: Hatte Pech, im Viertelfinale auf die KÄMPFERINNEN schlechthin zu treffen. Nach zwei Marta-Toren waren die USA schon geschlagen, dann kam Abby Rammbach. Müsste dringend was für das eigene Image tun, ist ja nicht schön, immer von allen ausgepfiffen zu werden.

Australien: Eine sehr starke junge Mannschaft, die nicht unerwartet Norwegen rauswarfen. Gegen Schweden fehlte es an Routine und Abgeklärtheit. Und an Kathryn Gill, die vor ein paar Monaten einen Kreuzbandriss erlitt.

England: Ein enttäuschendes Turnier einer (wie im Männerfussball) masslos überbewerteten Fussballnation. Kelly Smiths letzte WM geriet zu einem Misserfolg, bei dem sie nie ihre Leistungsstärke erreichte. Eniola Aluko hatte ich als einen der Stars ausgemacht, sie wurde nach dem zweiten Spiel auf die Bank gesetzt – völlig zu Recht, ihr gelang gar nichts. Glück, dass England in der insgesamt leichtesten Gruppe durchkam.

Nigeria: Sicher enttäuschend aus eigener Sicht. Aber immerhin drei Punkte und ein Sieg gegen Kanada am Ende. Viele bezeichneten das Spiel gegen Deutschland als brutal, ich war sehr beeindruckt, wie konsequent hart Nigeria einstieg, das war manchmal unfair, aber meistens in Rahmen des Erlaubten. Frauenfussball in einer neuen Dimension, was die Betonung des körperlichen Einsatzes angeht.

Kanada: Als Weltranglistensechster zu kommen und alle drei Spiele zu verlieren, das ist schon sehr enttäuschend. Gegen Frankreich wurde der Gastgeber der nächsten WM geradezu vorgeführt. Peinlich.

Mexiko: Fulminantes Tor von Monica O’Campo gegen England. Ein Schuss aus 35 Metern. Das wird mir im Gedächtnis bleiben. Ansonsten war Mexiko überschätzt, weil es in der Quali die USA geschlagen hatte. War hier um zu lernen.

Neuseeland: Hat sich von keinem Gegner deklassieren lassen. Nur 1:2 gegen den neuen Weltmeister und gegen England sah es lange, lange nach einer Sensation aus. Schön, dass die Kiwis im letzten Spiel gegen Mexiko einen 0:2-Rückstand noch aufholten und somit ihren ersten Punkt bei einer WM-Endrunde ergatterten.

Kolumbien: War hier um zu lernen. Technisch ansehnlich. Aber da ist noch sehr viel Arbeit.

Nordkorea: Spielerinnen, die in der Vorbereitung vom Blitz getroffen worden waren. Das ist auch der Grund, warum man ihnen dann chinesische Naturmedizin gegeben hat, die von den Dopingkontolleuren als anabole Steroide aufgefasst wurden. Spielerisch enttäuschend. Kann man diesen Verband nicht sperren wegen offenkundigem Vergehen gegen die Dopingvorschriften? Man hat Angst um die Sportlerinnen, was wohl passierte, als sie nach Pyöngjang kamen?

Norwegen: Frauenfussball in Norwegen ist auf dem absteigenden Ast. Finanzielle Probleme in den Vereinen. Elise Thorsnes etwa hat den Bürgermeister ihrer Heimatstadt um finanzielle Hilfe gebeten. Das Ganze zeigte sich auch in Deutschland, eine grosse Fussballnation verpasst erstmals das Viertelfinale. Hoffentlich ein Weckruf in Oslo.

Äquatorial-Guinea: Neben Nordkorea das am meisten abgeschottete Team. Angeblich gespickt mit Männern und Brasilianerinnen. Das erstere ist sicher Unsinn. Teilweise erfrischendes Spiel, aber am Ende doch die erwarteten drei Niederlagen. Potsdam wird viel Freude an Genoveva Anonma haben.

Gelandet

Die schwedische Frauenfussball-Nationalmannschaft ist um 12.30 Uhr am Montag auf dem Göteborger Flughafen Landvetter gelandet. Am Ausgang warteten etwa 100 Fans auf die Gewinnerinnen der Bronzemedaille. Heute Abend wird das Team am Götaplatsen in der Innenstadt Göteborgs gefeiert. Man rechnet mit einigen Tausend Fans.

Um 20.00 Uhr tritt das Team dann im Vergnügungspark Liseberg in der Live-Sendung „Lotta på Liseberg“ auf, bevor sich dann am Dienstag alle wieder an ihre Standorte begeben. Am Samstag steht der 10. Spieltag der Damallsvenskan auf dem Programm.

Thomas Dennerby strahlte mit den Spielerinnen um die Wette: „Wir haben ein Spiel verloren und das gegen den neuen Weltmeister. Wir sind das einzige Team, das fünf von sechs Spielen innerhalb von jeweils 90 Minuten gewonnen hat.“

USA haushoher Favorit

Die USA und Japan bestreiten heute Abend das Finale der Frauenfussball-WM in Deutschland. Bislang trafen die beiden Teams 25 mal aufeinander. Dabei siegte die USA 22 mal und 3 mal endeten die Begegnungen unentschieden. Allein in diesem Jahr hat die USA drei Spiele gegen Japan gewonnen.

Während Japan sich in dieses Finale gespielt hat mit einer taktisch herausragenden Leistung gegen Deutschland und einer spielerisch glänzenden Vorstellung gegen Schweden, hat Abby Wambach die US-Girls ins Finale gewuchtet. Ihr Viertelfinaltor gegen Brasilien in der letzten Sekunde der Verlängerung machte erst das Elfmeterschiessen möglich, in dem Hope Solo dann den entscheidenden Strafstoss von Daiane hielt. Gegen Frankreich war man spielerisch deutlich unterlegen und auch hier war es Wambach, die nach einer weiten Flanke ihr ganzes Körpergewicht nutzte und den Ball mit dem Kopf ins Tor rammte. Es gibt wohl keine bessere Kopfballspielerin weltweit als die 31-Jährige Amerikanerin.

Die USA dürften haushoher Favorit sein. Sie haben Erfahrung mit Endspielen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen und sie haben einen unbändigen Kampfgeist, geben sich wirklich erst mit dem Schlusspfiff geschlagen. Bislang gab es zwei Spiele bei Weltmeisterschaften zwischen beiden Teams. Die USA gewannen beid mit 3:0 bzw. 4:0.

 

 

Party in Göteborg

Die schwedische Nationalmannschaft sieht sich heute Abend das Finale in Frankfurt an und fliegt dann am morgigen Montag nach Göteborg. Um 18.00 Uhr Ortszeit wird es auf dem Götaplatsen dann eine Party mit den Spielerinnen und ihrem Trainer geben.

Nachdem man Göteborg vor etwas mehr als einem Jahr zur Hauptstadt des Frauenfussballs gekoren hat und das Stadion Nya Gamla Ullevi die Nationalarena für Frauenfussball in Schweden ist, ist das vielleicht konsequent. Dennoch hätten in der dreimal grösseren Hauptstadt Stockholm sicherlich bedeutend mehr Fans auf das Team gewartet. Das Finale der EURO 2013 findet übrigens nicht in der Nationalarena statt, sondern in Solna in der neuen SWEDBANK Arena. Solna hat Stadtrechte, ist aber von Stockholm völlig umschlossen.

Schwedinnen in der Einzelkritik

Sechs Spiele sind absolviert und die schwedische Mannschaft hat viel mehr erreicht, als die meisten noch vor einem Monat geglaubt haben.

Hier die Einzelkritik aller eingesetzten Spielerinnen:

1 Hedvig Lindahl: Spielte in fünf von sechs Begegnungen fast fehlerfrei. In der wichtigsten Begegnung gegen Japan war sie ein Unsicherheitsfaktor und zwei der drei Tore gingen auf ihre Kappe. Irrte noch ein paar Mal orientierungslos im Strafraum umher.Note: 4.

2 Charlotte Rohlin: Eine der besten Innenverteidigerinnen dieses Turniers. Hat sich endgültig in die absolute Weltspitze gespielt. Sicheres Stellungsspiel, immer wieder gute Pässe nach vorn. Note: 1

3 Linda Sembrant: Kam zu ein paar Minuten gegen Frankreich. Nicht bewertbar.

4 Annica Svensson: Die 28-Jährige kam erst vor einem Jahr ins Team. War vor der WM oft in Frage gestellt. Kämpferisch grossartiger Einsatz, vor allem in der Defensive. Hatte es schwer gegen schnelle, technische Gegnerinnen. Nach vorne muss sie noch besser werden. Note: 3

5 Caroline Seger: Für die Kapitänin war es eigentlich eine nicht zufriedenstellende WM. Spielte nur dreimal, einmal gesperrt und zweimal verletzt. Auch als sie auf dem Platz stand, war sie nicht so dominant im Mittelfeld wie früher. Note: 3

6 Sara Thunebro: Die Frankfurterin zeigte ebenfalls eine durchwachsene WM. Teils hervorragend wie gegen Kolumbien und Nordkorea, teils überfordert wie gegen Japan und manchmal auch gegen Frankreich.  Note: 3

7 Sara Larsson: Rohlins Partnerin in der Innenverteidigung. Sehr solide, nicht ganz so auffällig wie Charlotte. Aber sehr sicher und gegen Frankreich mit einem Traumpass, der zu Schelins 1-0 führte. Note: 2

8 Lotta Schelin: Endlich auch im Nationaldress und in einem Turnier den Sprung in die Weltspitze geschafft. Eine grandiose Leistung von Lotta, die auch Spielerin des Turniers werden kann. Ihre Leistung ist die Basis für die Bronzemedaille. Note: 1

9 Jessica Landström: Sie schoss das erste Tor gegen Kolumbien, versiebte dann reihenweise Chancen und verlor den Stammplatz an Öqvist. Zu physisch, zu wenig technisch. Note: 4

10 Sofia Jakobsson: Bekam weniger Spielzeit, als man erwartet hätte, weil Dennerby der Startformation vertraute. Gut gegen Kolumbien, gegen Japan fiel sie nicht auf. Zukunftstalent. Note: 3

11 Antonia Göransson: Wurde zweimal eingewechselt, fiel nicht auf. Siehe Jakobsson. Note: 3

12 Kristin Hammarström: hat nicht gespielt

13 Lina Nilsson: Spielte eine Minute gegen Australien. Keine Bewertung möglich.

14 Josefine Öqvist: Ein gutes Turnier der 28-Jährigen, das mit der roten Karte wegen des Nachtretens an Bompastor endete. Jossan ist schnell, sehr schnell und verlässt sich auf ihre Intuition. Der Trikottausch mit einem deutschen Fan in Augsburg geht um die Welt. Note: 2

15 Therese Sjögran: Sie kann besser. Aber Dennerby setzt sie auch zu selten auf der zentralen Position im Mittelfeld ein. Nach wie vor eine sehr wichtige Mannschaftsspielerin. Toll, wie sie Dahlqvist den Ball auflegte gegen Australien. Note: 3

16 Linda Forsberg: Die grösste Allrounderin im schwedischen Team. Dennerby setzte sie aber nur im Mittelfeld ein. Beste Aktion: Flanke in den Strafraum gegen Australien, s.o. Ansonsten wenig. Note: 4

17 Lisa Dahlkvist: Ihre WM begann grossartig in den Gruppenspielen und bis ins Viertelfinale. Erkämpfte sich einen Stammplatz, schoss kaltblütig gegen eine tricksende Hope Solo den Elfer. Gegen Japan und Frankreich sah man nicht mehr so viel. Note: 2

18 Nilla Fischer: Die Abräumerin im Mittelfeld hatte wie Seger Pech. Verletzt, gesperrt und heute wieder verletzt gegen Frankreich. Note: 3

19 Madelaine Edlund: Spielte neun Minuten gegen Kolumbien und sieben gegen Australien. Zu wenig für eine Bewertung.

20 Marie Hammarström: Erfuhr eine Minute vor dem Japan-Spiel, dass sie Caroline Seger ersetzen muss. Kam in der 62. Minute gegen Frankreich und hämmerte 20 Minuten später den Ball in den Winkel. Tor des Turniers? Bronze. Das reicht für Note 2.

21 Sofia Lundgren kam nicht zum Einsatz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Therese Sjögran, Nilla Fischer, Sofia Lundgren, Thomas Dennerby und Marie Hammarström nach dem Spiel

Marie Hammarström über ihr Tor: „Naja, der Ball kommt nach der Ecke zu mir und ich nehme ihn erst einmal mit rechts an. Mein rechter Fuss ist wirklich grottenschlecht, das weiss ich, also lege ich den Ball auf den linken Fuss und schiess einfach und dann sehe ich, dass er reingeht und dann erinnere ich mich an nichts. Fantastisch, wir sind das wirklich wert.“

Therese Sjögran: „Wir wollten das hier wirklich gewinnen und zeigen wie gut wir sind. Marie kommt rein und ist die Heldin, das ist grossartig. Viele waren müde am Ende, aber sie hatten zum Schluss auch keine richtigen Chancen mehr. Da drinnen haben wir einen Pool und deshalb bin ich so nass. Alle baden gerade mit ihren Klamotten. Jetzt holen wir Thomas.“

Nilla Fischer: „Im Mittelfeld hatten wir es schwer. Nach dem Ausgleich und der roten Karte haben wir tolle Moral gezeigt, klug gespielt. Maries Tor war echt der Wahnsinn. Wir haben eine tolle Moral gezeigt. Ich hab ein paar Stollen auf das Knie bekommen und auch Krämpfe gehabt, deshalb musste ich raus. Wir werden sicher etwas Chmpagner trinken heute, aber ich weiss noch nicht, wie wir ansonsten feiern.“

Thomas Dennerby: „Fantastisch einfach. Wir haben die Ruhe behalten und an manchen Tagen läuft es gut und so war das heute. Als Marie das Tor schoss, dachte ich nur, mein Gott schaffen wir das doch. An dieses Tor wird Marie den Rest ihres Lebens denken und alle wir, die es gesehen haben, auch. Ich freue mich sehr für meine Spielerinnen, für mich selber sicherlich auch, aber wirklich am meisten für die Spielerinnen. Jetzt muss ich wohl baden gehen.“

Sofia Lundgren: „Frankreich hatte sehr viel Ballbesitz, aber toll, dass ausgerechnet eine Ersatzspielerin so ein tolles Tor gemacht hat. Ich bin ziemlich cool auf der Bank, ein paar andere sind supernervös. Wir haben das nicht so richtig kapiert, was da mit Jossan passierte. Ein schlechtes Spiel haben wir gemacht, leider im Halbfinale, aber jetzt feiern wir einfach die Bronzemedaille und geniessen.“

[Interviews von der Seite http://www.sr.se/radiosporten%5D

 

 

Schweden holt Bronze

Die schwedische Nationalmannschaft beendet die Weltmeisterschaft in Deutschland als bestes europäisches Team und mit der Bronzemedaille.

In einem dramatischen Spiel in Sinsheim schlug Schweden Frankreich mit 2:1. Lotta Schelin hatte Schweden in der ersten Hälfte in Führung gebracht, eine Halbzeit, die das schwedische Team kontrollierte. In der zweiten wurden die Französinnen stärker und kamen durch Elodie Thomis zum verdienten Ausgleich.

Nach einem Foul von Sonia Bompastor an Josefine Öqvist revanchierte sich „Jossan“ mit einem Tritt gegen die Brust der Französin und sah völlig zu Recht die rote Karte. Da das Foul Bompastors auch gelbwürdig war und nicht geahndet wurde, pfiffen die Zuschauer die Französin ab dann bei jedem Ballkontakt aus.

Der eingewechselten Marie Hammarström gelang in der 82. Minute das vielleicht schönste Tor dieser WM, von der Strafraumgrenze hämmerte sie den Ball in den linken Winkel und liess der ebenfalls eingewechselten Keeperin Deville keine Chance.

Frankreich hatte personelle Probleme, da auch Spielmotor Louisa Necib schon nach einer halben Stunde nach einem Zusammenprall mit Annica Svensson vom Platz genommen werden musste.

 

 

Ohne Seger gegen Frankreich

Schwedens Mannschaftskapitänin Caroline Seger, die kurz vor dem Spiel gegen Japan wegen einer Verletzung in der Wade aufgeben musste, wird auch nicht gegen Frankreich spielen können.

Die Mittelfeldspielerin hat eine Blutung in der Wade. „So etwas habe ich noch nie gesehen,“! sagte Mannschaftsarzt Per Lindblom nach einer Magnetröntgenuntersuchung am Donnerstag. „Die Blutung sitzt im inneren Wadenmuskel hoch oben. Wir glauben, dass das während des Spiels gegen Australien passiert ist und sie hat es zuerst gar nicht gemerkt.“

Letztes Jahr war Caroline Seger an der Ferse operiert worden. „Ich habe das Gefühl, dass das linke Bein nicht genauso gut funktioniert wie das rechte Bein und dass sie noch nicht wieder hergestellt war für ein so langes Turnier,“ so Lindblom weiter zur schwedischen Nachrichtenagentur TT.

 

Kåmarks letzter Expertenauftritt

Inzwischen dürfen sie nirgends mehr fehlen. Ob beim Griechisch-Römisch Ringen, Gewichtheben, Biathlon, Ski Alpin oder natürlich beim Fußball. Überall in allen Fernsehsendern sehen wir – Experten, die dem Kommentator mit klugen Analysen und Insider-Infos zur Seite stehen (sollen).

Im deutschen Fernsehen haben wir bei der WM Nia Künzer und Silke Rottenberg erleben dürfen, beide mit einer Vergangenheit im DFB-Team. Silke Rottenberg ist sogar Angestellte des DFB und hielt sich folglich mit Kritik an der Bundestrainerin, den Spielerinnen und dem Verband sehr zurück.

In Schweden kommentiert der ehemalige Nationalspieler Pontus Kåmark als Experte an der Seite von Daniel Kristiansson. Am Sonntag zum letzten Mal.

Hauptgrund ist, dass Kåmark für die staatliche schwedische Lotto- und Tottogesellschaft Svenska Spel Werbung macht und der Sender das künftig generell nicht mehr dulden wird.

Aber Kåmark kam unlängst auch gewaltig ins Gerede, nachdem er die schwedische Mannschaft in seinem Kommentar während des Sieges gegen die USA scharf kritisiert hatte.

Pontus Kåmark weist die Vorwürfe scharf zurück. Er habe lediglich das kritisiert, was er gesehen habe und würde keinen Unterschied machen, ob er Männer oder Frauen kritisiert. Kåmark sagte auch, er sei sich sicher, dass man einer Frau niemals dieselben Vorwürfe gemacht hätte.

Lotta Schelin zieht sich neue Schuhe an

Der deutsche Sportartikel-Hersteller adidas hat mit der schwedischen Starstürmerin Lotta Schelin von Olympique Lyon einen langfristigen Vertrag unterzeichnet.

Drei Jahre lang wird die 27-Jährige mit dem Modell „F50 adizero “ auflaufen, übrigens derselbe Schuh, den auch Barcelonas argentinischer Superstar Lionel Messi trägt. Dafür soll die Schwedin nach Angaben der Internetseite Idrottens Affärer mehrere Hunderttausend Euro erhalten.

„Japan spielte mit Schweden“ – Pressestimmen

Die Stockholmer Tageszeitung DAGENS NYHETER kommt mit der Überschrift „Lindahls Fehler zerstörten den Traum vom Finale“. Dazu ein Foto von der im Strafraum umherirrenden Torhüterin, die mitansehen muss, wie Sawa den Ball ins leere Tor köpft. „Japan setzte die Standards, spielte einen technisch vollendeten Fußball und fuhr mit der schwedischen Abwehr Achterbahn. Japan ließ Schweden schlecht aussehen und das in einem WM-Halbfinale,“ schreibt die Zeitung.

SVENSKA DAGBLADET überschreibt seinen Bericht zum Spiel mit „Japan spielte mit Schweden“.  Ola Billger fordert das Team in seinem Kommentar auf, die Tränen zu trocknen und die Chance auf eine Medaille am Samstag zu fokussieren. „Vor dem Spiel schrieb ich, dass Schweden das Match gewinnen würde, denn diejenigen, die am meisten wollen und wagen, kommen ins Finale. Wie sehr ich Unrecht hatte. Denn es war Japan, dass wollte, wagte, spielte und einfach mehr schaffte und dass schließlich jeden einzelnen Quadratmeter des Platzes kontrollierte. Schweden sank in sich zusammen, schrumpfte und verschwand.“

Auf der Homepage des schwedischen Fußballverbands kommentiert wie gewöhnlich der ehemalige Erstligatrainer En Perlskog. „Bevor ich den Einsatz der Schwedinnen kommentiere, muß ich aber die Japanerinnen loben. Welche Technik, welche Passgenauigkeit und welches Abwehrspiel! Technik: Kawasumis 3:1. Sie nimmt einen Ball von Hedvig volley an, legt sich den Ball in die Luft und lobbt ihn mit einem Volley ins Tor. Diese Nummer können nicht viele wiederholen. Passgenauigkeit: Als Öqvist einen schlechten Querpass klaut und das 1:0 macht, hätten die meisten Mannschaften Angst gekriegt und Kurzpässe gespielt. Aber nicht Japan. Die steigern ihr Passspiel einfach um zwei Klassen und zaubern. Die Vergleiche mit dem FC Barcelona sind gar nicht falsch. Abwehrspiel: vielleicht das, was am meisten an Barcelona erinnert. Sie wollen den Ball sofort zurückgewinnen durch ein sehr hohes, aggressives Pressing. Schweden hat vielleicht, wie jemand sagte, einen neuen WM-Rekord in Fehlpässen aufgestellt. Das war aber der Verdienst der Japanerinnen. Ich hebe meinen Hut und mache eine tiefe Verbeugung für diese Kämpferinnen aus dem Land der aufgehenden Sonne.“

AFTONBLADET behauptet, dass es minutenlanges Chaos vor dem Anpfiff gegeben hätte. Kapitänin Caroline Seger stand ja in der von der FIFA eine Stunde vor Spielbeginn veröffentlichten Aufstellung. Sie war angeschlagen, aber man wollte es versuchen. „Ich bekam ungefähr eine Minute, bevor wir auf den Platz kamen, Bescheid, dass ich spielen soll,“ sagte Segers Ersatz Marie Hammarström.

Geplant sei das für Schweden normale 4-4-2 System. Caroline Segers Rolle sollte in diesem Fall von Therese Sjögran übernommen werden, die von außen in die Mitte rücken sollte. Aber die Mannschaftsführung änderte sehr kurzfristig ihre Meinung: Die Mannschaft solle 4-2-3-1 spielen, hieß es auf einmal. „Das ist unmittelbar vor dem Weg auf den Platz gekommen und in letzter Sekunde beschlossen worden,“ sagte Hammarström. „Wir hörten jetzt fahren wir 4-2-3-1 und dann gingen wir raus.“

 

 

 

Vorgeführt

Selten habe ich im Frauenfußball eine so überzeugende, fantastische Mannschaftsleistung gesehen wie die gestern Abend in der Frankfurter Commerzbankarena.

Die neuen Weltstars dieses Sports heißen Ayumi Kaihori (die gegen Deutschland und Schweden fehlerlos hielt, leider ganz im Gegensatz zu ihren Gegnerinnen Nadine Angerer und Hedvig Lindahl), Aya Miyama, Nahomi Kawasumi und natürlich Homare Sawa.

Vor der WM hatten zahlreiche Kritiker und Fans sich für Sofia Lundgren als erste Torhüterin stark gemacht. Sie stünde auch in ffschwedens Startformation. Gestern haben alle Kritiker Recht behalten. Lindahl sah bei den beiden entscheidenden Treffern zum 1:2 und 1:3 sehr schlecht aus. Schon in der Situation, die zum Ausgleich führte, irrte sie durch den Strafraum. In einer ganzen Reihe anderer Szenen hätte ihr kopfloses aus dem Tor rennen zu weiteren Toren führen können.

Es wäre jedoch falsch, Lindahl als die Schuldige auszumachen. Man gewinnt und verliert als Mannschaft. Die Japanerinnen waren gestern Abend auf JEDER einzelnen Position besser besetzt, ließen den Ball laufen und dominierten mit großartiger Laufarbeit und filigraner Technik. Nach einer halben Stunde etwa sah man den Schwedinnen bereits die Frustration und Ratlosigkeit in die Gesichter geschrieben. Sie gaben nicht auf, aber sie merkten, dass dieser Gegner mit eigenen Kräften nicht besiegbar sein würde.

Lotta Schelin war auf dem Weg, Spielerin des Turniers zu werden. Noch nie hatte sie so kontinuierlich gut gespielt. Gestern drehten die Japanerinnen ihr einfach die Sauerstoffzufuhr ab. Sie bekam kaum Bälle und wenn doch, dann nahmen die schnellen, ballgewandten japanischen Abwehrspielerinnen ihr das Ding rechtzeitig ab.

Das Finale indes dürften die US-Girls gewinnen. Sie haben die notwendige Portion Entschlossenheit und auch das Quentchen Glück, aber vor allem den nie versiegenden Kampfgeist, der nötig ist, um Weltmeister zu werden. Leider. Denn Fußball spielen tut kein Land besser als Japan.

Nachschlag für Thomas?

In Deutschland hat DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger wenige Tage vor der WM ein Zeichen gesetzt und den laufen Vertrag von Silvia Neid einfach mal um drei Jahre verlängert. Bis 2016 wird die gelernte Fleischfachverkäuferin nun die Geschicke der deutschen Nationalmannschaft steuern. Dabei ist ihr mehr Glück und Geschick zu wünschen als sie das bei der noch laufenden Weltmeisterschaft hatte.

Die Schweden machen es anders. Hier war allerdings Trainer Thomas Dennerby auch seit Jahren in der Kritik, weil er die schwedische Mannschaft nicht zu Erfolgen bei Turnieren führen konnte.

Beider Trainer Lage hat sich indes inzwischen verändert. Thomas Dennerby schwebt mit seinem Titel auf Wogen des Erfolgs und der Sympathie.

Doch Dr. Zwanzigers schwedischer Kollege Lars-Åke Lagrell ließ sich in einem Interview mit EXPRESSEN nicht festlegen. Es hätten sich weder Türen geschlossen noch geöffnet. Und: „Wir diskutieren nicht die Verträge von Trainern während laufender Turniere,“ sagte der 70-Jährige.