Abschluss in der Tele2Arena


30758680286_dc540d2a90_kEs ist nicht üblich, dass ein Zweitligist im Frauenfußball ein Spiel in einem großen, modernen Stadion austrägt, in dem Madonna mit 40 500 Zuschauern den Pulbikumsrekord hält. Dass das bedeutungslos gewordene Spitzenspiel am 26. und letzten Spieltag der eingleisigen schwedischen Elitettan zwischen Hammarby und Limhamn Bunkeflo in der Stockholmer Tele2Arena stattfand, hat indes eine Hintergrundgeschichte.

Zum einen war der Kampf um den zweiten Platz äußerst spannend. Hammarby und der Tabellendritte, Aufsteiger Växjö DFF, lieferten sich einen wochenlangen Zweikampf und einiges sprach dafür, dass Hammarby im allerletzten Spiel gegen den bereits feststehenden Meister Limhamn Bunkeflo einen Sieg, einen Dreier benötigen würde, um wieder ins Oberhaus einzuziehen. Große Spannung war also zu erwarten.

Zum anderen wird der Sportplatz, auf dem die grünweiß gekleideten Hammarbyfrauen für gewöhnlich spielen, der Kanalplan, gerade (?) endlich renoviert. Geplant war das schon für 2015, in der Damallsvenskan dieses Jahres musste Hammarby stets zum nicht weit entfernten Zinkensdamms IP ausweichen. Gegen Ende 2015 spazierte ich am Kanalplan vorbei, um mal zu sehen, wie weit die Arbeiten fortgeschritten waren und stellte fest, dass nichts, nada, niente, nix passiert war. Typisch für öffentliche schwedische Bauvorhaben, leider. Die Stadt sagte, dass das nun eben mal 2016 gemacht würde. „What’s another year“, getreu dem Siegertitel des Eurovision Song Contest 1980, ein Wettbewerb, den niemand so liebt wie die Skandinavier.

Na, dann eben dieses Jahr. Man fing aber nicht im Frühjahr an, da spielte und trainierte Hammarby erst einmal etliche Wochen auf dem Kanalplan, dann ging es rüber zu Zinkensdamm. Und nun ging die Saison in den November hinein und Hammarby ist ein großer Verein mit vielen Sportarten und eines der erfolgreichsten Teams ist das Bandyteam der Männer. Die spielen immer auf Zinkensdamms IP. Das Problem: Bandy wird auf gefrorenen Fußballfeldern gespielt. Man legt dort gerade Eis an, die Frauen konnte also das vermeintlich so wichtige Spiel dort auch nicht austragen.

Die Stadt bot eine Auswahlmöglichkeit an: Grimsby IP. Ein nettes kleines Stadion im Nordwesten Stockholms, auf dem sonst die Männer und Frauen der Brommapojkarna spielen. Der Grimsta IP aber ist 17,7 km (Google Maps) vom Kanalplan entfernt und das fand Hammarby unzumutbar, sowohl den treuen Fans wie auch den Spielerinnen gegenüber, die immerhin auf dem Weg in die erste Liga waren. Also vereinte man ausnahmsweise einmal alle Kräfte der Gesamtoirganisation des Vereins und schloss die 30.000 Zuschauer (bei Fußballspielen) fassende Arena auf. Als ich gestern zum ersten Mal durch den Presseeingang auf das innere Feld ging, war ich schon schwer beeindruckt. Eigentlich hatte ich auf dem Weg zum Stadion geglaubt, dass ich bei den schon winterlichen Temperaturen nahe am Erfrieren wieder nach Hause zittern würde, aber natürlich war das Dach geschlossen und es war angenehm und fantastisch ausgeleuchtet. Allein die Licht- und Heizungsrechnung liegt way beyond dem, was sich der Frauenfußball leisten kann. Nur ein Eingang war geöffnet, der Medieneingang allerdings am anderen Ende. Dieser Bereich war gespenstisch leer, außer mir nur noch eiun weiterer Fotograf und ein Journalist der Tageszeitung Dagens Nyheter, der im Vorfeld einen Artikel über die 30-Jährige Hammarbyspielerin Hanna Olsson geschrieben hatte. Dagens Nyheter hat den ersten Artikel über Hanna geschrieben, als sie sieben Jahre alt war, erzählte mir Anders Sännås Lundkvist. Nun beendet sie ihre Karriere.

Das Spiel war dann doch nicht so spannend. Denn Konkurrent Växjö hatte letzte Woche beim formstarken Kungsbacka DFF zwei Punkte liegen lassen, während Hammarby seine Aufgabe bei Sundsvall DFF gelöst hatte und damit den Aufstieg bereits perfekt gemacht hat.

Es war allerdings ein Spiel auf erstaunlich gutem Niveau, wenn man bedenkt, dass es für beide Teams um nichts mehr ging. Die Gäste gewannen durch einen schönen Heber von Michaela Johnsson in der 59. Minute mit 1:0. Und es kamen mehr als 1.000 Zuschauer, die sich zwar im berühmten weiten Rund verloren, aber das interessierte eigentlich niemanden. Es ging darum, den Wiederaufstieg zu feiern.

 

 

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