In dieser Woche hat er bekanntgegeben, dass er sich aus der Doppelbelastung Männereishockeyboss und Frauenfußballboss zurückzieht. Seine Nachfolgerin Maria Lindström wird sukzessive seine Arbeitsaufgaben beim schwedischen Erstligisten Linköpings FC übernehmen. Aber der 49-Jährige Anders Mäki behält seinen Posten als Clubchef beim Männereishockey-Erstligisten Linköpings HC. Die Zusammenarbeit zwischen Eishockey (Männer) und Fußball (Frauen) wird aber weitergehen.
Sichtbarstes Zeichen nach außen ist der Bus, mit dem die Frauen von April bis Oktober in Schweden zu Auswärtsspielen unterwegs sind und auf dem die Logos beider Vereine zu finden sind. Aber auch im Rahmen der gemeinsamen Nutzung von Trainingsanlagen und Personal aus dem medizinischen Bereich gibt es eine rege Kooperation.
Anders Mäki ist der Mann, der den Frauenfußballverein Linköpings FC aus dem Kenty BK entwickelt hat und innerhalb von knapp 15 Jahren zu einem der besten Clubs Schwedens gemacht hat.
Kurz vor der Saison hatte ich die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Mäki.
Anders, wie sieht die Planung für die kommenden zwei, drei Jahre aus?
„Wir haben schon immer langfristig gedacht mit dem Ziel, die Mannschaft in der Spitze des schwedischen und europäischen Fußballs zu etablieren. Daran halten wir fest. Was die Geschwindigkeit beeinflusst, sind natürlich die wirtschaftlichen Voraussetzungen. Seit ein paar Jahren haben wir die Entwicklung eigener Talente durch unsere U19-Mannschaft und durch eine Zusammenarbeit mit dem regionalen Fußballverband von Östergötland sowie sämtlichen Mädchenmannschaften in unserer Gemeinde intensiviert.“
Das Konzept ähnelt dem vieler Vereine, die eine gesunde finanzielle Entwicklung anstreben. Auch in Umeå, wo ich mit Trainerin Maria Bergkvist sprach, hat man vergleichbare Gedanken.
„Wir sind stolz darauf, dass heute nicht weniger als acht Spielerinnen in unserem Kader sind, die in der Region aufgewachsen sind,“ erzählt Anders Mäki weiter.
„Unsere Absicht ist, auf dieser Seite so weiterzumachen und gleichzeitig auf der anderen Seite die Möglichkeit zu haben, uns mit Topspielerinnen zu verstärken.“
Schaut man sich den Kader an, so denkt man bei Spielerinnen aus der Region natürlich vor allem an Abwehrspielerin Charlotte Rohlin. Die 34-Jährige ist seit unglaublichen 27 Jahren bei Linköping und dessen Vorgänger Kenty BK aktiv gewesen.
Aber auch Jessica Samuelsson oder Sturmmegatalent Stina Blackstenius etwa kommen aus der unmittelbaren Umgebung von Linköping. 2012 sah es aber so aus, als ob Linköping eine Kraftanstrengung enormen Ausmaßes machen wollte, um den Konkurrenten LdB FC Malmö und Tyresö FF auf den Pelz zu rücken. Mit Nilla Fischer, Lisa DeVanna und Manon Melis hatte man gleich drei sehr teure Spielerinnen im Kader, dazu eine Reihe schwedischer Topspielerinnen wie Louise Fors oder Emma Lundh. Für meinen Geschmack habt ihr nach diesem Jahr die Richtung wieder geändert?
Anders Mäki ist anderer Meinung: „Nein, wir haben die Richtung nicht geändert. Wir hatten in dem Jahr einfach nicht genügend gute Spielerinnen aus unserer Region. Es galt dieselbe Philophie, aber noch einmal, die wirtschaftlichen Voraussetzungen setzen die Meßlatte für die A-Mannschaft. Die Spielerinnen, die du nennst, konnten wir nicht behalten, da sie bessere Angebote von anderen Vereinen bekamen. Wir mussten das Wachstum etwas anhalten und mehr jüngere Spielerinnen mit Entwicklungspotential einbauen.“
2013 und 2014 lief es sehr gut für Linköping, trotz des gebremsten Wachstums. Mit der Dänin Pernille Harder konnte man eines der größten Talente im europäischen Frauenfußball an sich binden und Pernille hat inzwischen ihren Vertrag verlängert. Die Niederländerin Renée Slegers von Absteiger Djurgården zu holen, erwies sich 2013 als genialer Schachzug, zumal Trainerfuchs Martin Sjögren sie vom äußeren Mittelfeld in die Zentrale steckte, wo Slegers ihr Potential verdoppelte und zu einer der besten Mittelfeldspielerinnen der Liga avancierte. Leider ist sie sowohl 2014 wie auch 2015 immer wieder von Verletzungen geplagt. Tyresö verzichtete dann nach dem Konkurs der Firma Tyresö Fotboll AB auf seinen Champions-League-Platz, den es mit seinem Team aus der vierten Liga hätte wahrnehmen können und Linköping rückte nach, zeigte gegen Liverpool begeisternden Fußball und schied dann sehr unnötig gegen den blassen, aber soliden dänischen Vertreter Brøndby aus.
Wirtschaftlichkeit ist nicht alles, aber ohne Wirtschaftlichkeit ist nichts. Wie werdet ihr die Frauenmannschaft zukünftig vermarkten und wird das schöne Stadion, das zur EM 2013 gebaut wurde, weiterentwickelt werden (es ist teilweise noch immer eine Baustelle…)?
„Wir arbeiten hauptsächlich an lokaler Vermarktung und das durch lokale Medien und unsere eigenen Kanäle. Außer der Homepage und unserem Newsletter sind soziale Medien natürlich immer wichtiger geworden. Wir versuchen auch, unsere Spielerinne auf verschiedene Events in der Stadt gezielt zu platzieren. Alles, um den Verein bekannter zu machen und auch das Wissen der Allgemeinheit über unsere Spielerinnen und den Club. Auch Jugendprojekte mit nicht weniger als 20 Vereinen und fast 70 Mädchenmannschaften verstärken den Kontakt zwischen unseren Starspielerinnen und dem potentiellen Publikum.“
Ein bewusstes Engagement um ein selbstverständlicher Teil der Stadt zu werden, das klingt nach einem guten Beispiel für andere außerhalb der drei größten schwedischen Städte Stockholm, Göteborg und Malmö, wo es erfahrungsgemäß sehr schwierig ist, mediale Aufmerksamkeit zu erregen.
„Wir arbeiten mit lokalen Vermietern zusammen, um die Mieter zu erreichen und ihnen gute Angebote zu präsentieren, die Spiele vergünstigt zu besuchen. Und dann arbeiten wir bei einzelnen Spielen mit einem thematischen Fokus, zum Beispiel „Winning Ground“, das ist ein Jugendturnier im August in Zusammenarbeit mit dem regionalen Fußballverband. Das wird dann mit einem Besuch eines Spiels der Damallsvenskan abgeschlossen. Und wir haben den Tag des Mädchenfußballs. Auch diesenTtag veranstalten wir in Zusammenhang mit einem Spiel, zu dem wir alle Mädchenmannschaften aus der Gegend gratis einladen und im Rahmen des Spiels gibt es verschiedene Happenings.“
Gibt es auch außerhalb von Linköping und eurer Region Östergötland ein Potential für Sponsoren?
„In einem gewissen Rahmen, ja. Wir hatten schon Sponsoren aus Stockholm, für die Östergötland ein wichtiger Markt ist, aber es ist schwer, in der Medienwelt durchzudringen und das Hauptgewicht liegt definitiv auf den lokalen Kontakten,“ erzählt Anders Mäki.
Die Champions League ist ja leider für viele Frauenfußballvereine zumindest ökonomisch ein Verlustgeschäft. Ihr habt im Achtelfinale im November 2014 gegen den russischen Vertreter Zvezda gespielt und sogar die Fans um Spenden gebeten, um die teure Reise nach Russland finanzieren zu können. Ist die Champions League also überhaupt wichtig?
„Sie ist sehr wichtig, ein Spitzenverein will ja gewinnen und in allen Wettbewerben, die es gibt, weit kommen. Die Champions League ist der beste Wettbewerb, an dem wir teilnehmen können.“
Wenn man vergleicht, dann bekommen die Männervereine mehr als 400 mal so viel Startgeld wie die Frauenteams, das ist doch ungerecht?
„Viele im Frauenfußball meckern über die wirtschaftliche Situation und vergleichen sich da mit den Männern und wir würden sicher nicht nein zu besseren Voraussetzungen sagen. Aber man darf nicht vergessen, dass Männerfußball ein anderer Sport ist, der ganz andere Einnahmen erzielt. Wir haben gewählt, das sportliche und das wirtschaftliche zu trennen, das heißt, wir wollen gegen die besten Teams spielen und müssen unsere Voraussetzungen danach planen. Die Summen bei den Männern sind ja nicht nur zum Besten des Männerfußballs. Wenn du dir manche Ligen in Europa anschaust, dann trägt das große Geld der UEFA zu einer scharfen Teilung in den nationalen Ligen bei, wo einige Clubs unglaublich reich werden und andere weniger oder gar nichts kriegen, was dazu führt, dass manche Ligen sehr unausgewogen sind, wenn man die Topteams mit dem Rest vergleicht. Das ist keine wünschenswerte Situation, eine Liga zu haben, die eigentlich von vornherein entschieden ist, das führt doch zu einem geringeren Interesse für die eigene Liga. Aber klar, wir wären froh, wenn wir auf verschiedene Weise unsere ökonomische Situation verbessern könnten, damit wir unsere sportlichen Ziele erreichen können, am besten durch eine noch bessere Umgebung und noch bessere Voraussetzungen für unsere Spielerinnen, sowohl was das Training wie auch die Spiele angeht. Auch wenn wir heute bereits eine der besten Ausstattungen für Frauenfußball weltweit haben und vielleicht das beste Führungsteam.“
Auch in Schweden wird immer wieder davon gesprochen, dass die Organisation im Frauenfußball professioneller werden muss. Wenn man sich eure Homepage anschaut, dann sieht der organisatorische Teil ziemlich stark aus. Habt ihr trotzdem noch Wachstumswünsche?
„Es gibt immer Sachen, die man verbessern kann. Sowohl sportlich wie auch administrativ mit mehr Menschen, die für den Club arbeiten können, aber man muss den Appetit den vorhandenen Lebensmitteln anpassen [schwedische Redensart] und keine Kosten verursachen, die man nicht bewältigen kann. Dann kann es böse enden,“ sagt Anders Mäki.
Was man in Schweden in Dalsjöfors und noch prominenter Tyresö gesehen hat. Gier und schnelles Geld haben im Frauenfußball nichts zu suchen bzw. keine Chance auf Realisierung. Mäki hat genug Erfahrung im Frauenfußball, um das zu wissen.
„Frauenfußball ist definitiv kein Kassenschlager, also entwickeln wir uns langfristig. Natürlich glauben wir, dass wir schon jetzt eine gute Arbeit machen unjd in unseren Spielerinnen fantastische Vorbilder haben, in die immer mehr Unternehmen investieren sollten und verschiedene Formen der Zusammenarbeit entwickeln könnten. Dasselbe gilt für das Publikum, wir würden gerne mehr Ressourcen einsetzen, um mehr Leute dazu zu bringen, regelmäßig zu unseren Spielen zu kommen. Leider muss man sich, wie gesagt, anpassen. Wir können es uns nicht leisten, im Vorfeld zu viel zu investieren und nur darauf „hoffen“, dass das Publikum auch kommt.“
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