Solveig Gulbrandsen im Gespräch mit ffschweden


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Solveig Gulbrandsen im EM-Finale 2013 (FOTO: Karin Reuter)

Am 30.10.2013 war Schluss. Norwegen gewann mit 2:1 in Volendam gegen die Niederlande. Es war Solveig Gulbrandsens 172. und letztes Länderspiel, 15 Jahre nach ihrem Debüt, als sie als 17-Jährige beim 3:2 gegen Deutschland miterleben durfte, wie ihre Namensvetterin Ragnhild Norwegen zu einem Sieg über eine deutsche Mannschaft führte, in der noch Spielerinnen wie Steffi Jones, Doris Fitschen und Maren Meinert firmierten, die heute die Führungselite des Frauenfußballs beim DFB bilden.

Bei der EM in Schweden gehörte die Norwegerin zu den besten Spielerinnen des Turniers, agierte mit Übersicht und Pondus und wies mit ihrem 1:0 gegen die Niederlande in Kalmar den Weg, den das norwegische Team unter Trainer Evan Pellerud gehen sollte, Richtung Solna, Richtung Finale, bei dem am Ende eine großartige Silbermedaille heraussprang, die man den ehemaligen Welt- und Europameisterinnen vorher kaum zugetraut hätte.

Vergangene Woche habe ich mich mit Solveig Gulbrandsen unterhalten, die in Norwegen von ihren Mannschaftskameradinnen und Fans nur „Sola“ genannt wird.

Solveig, du hast sehr viele große Turniere gespielt in deiner langen und einzigartigen Karriere. Gibt es darunter eines, von dem du sagst, das war das Beste?

Ich finde, dass die Europameisterschaften speziell waren; besonders das Turnier in England 2005. Da hatte ich wohl meinen internationalen Durchbruch mit dem Halbfinale gegen Schweden als Höhepunkt. Wir gewannen 3:2 nach Verlängerung und ich schoss zwei Tore und bereitete das dritte vor.

Du hast mit sehr vielen tollen Spielerinnen zusammengespielt und gegen noch mehr gute Fußballerinnen bist du angetreten. Gibt es Favoriten auf beiden Seiten?

Es waren so unglaublich viele gute Spielerinnen. Mit Trine Rønning und Ingvild Stensland habe ich viele Jahre sowohl im Verein wie auch in der Nationalmannschaft zusammen gespielt. Das sind tolle Mädels und fantastische Spielerinnen. Mit Gegnerinnen ist das noch schwieriger, auf diesem Niveau hat man gegen sehr viele gespielt. Selbstverständlich muss ich Marta nennen, mit ihr habe ich auch in den USA zusammen gespielt und da hatte ich auch die Ehre, mit erstklassigen Fußballerinnen wie Shannon Boxx, Christine Sinclair und Camille Abily zu spielen.

Solveig im Gruppenspiel gegen die Niederlande (FOTO; Karin Reuter)

Solveig im Gruppenspiel gegen die Niederlande (FOTO; Karin Reuter)

Wie siehst du die EM 2013, die sowohl für Norwegen als auch für dich ein großer Erfolg waren?

Das war ein fantastisches Erlebnis. Eine der besten Meisterschaften, an denen ich teilgenommen habe. Sehr viel Publikum, tolle Organisation, nette Menschen und ich liebe Kalmar!! Für uns als Mannschaft lief es besser als erwartet. Das war ein richtiges Abenteuer.

Ich glaube, das werde ich sicher niemals richtig verarbeiten, denn immer wenn ich an den Elfmeter denke, stelle ich mir diese Frage. Es hätte für mich keinen schlechteren Abschluss einer ansonsten hervorragenden Meisterschaft geben können. Aber das Leben geht weiter und es ist immer gut, nach Hause zu meiner Familie zu kommen. Die freuen sich einfach schon, dass ich wieder da bin.

Nach deinem Rücktritt las ich in einer norwegischen Zeitung, dass du dir vorstellen könntest, Nachfolgerin von Evan Pellerud zu werden. Ist das immer noch angesagt?

Ich stecke mir gern hohe Ziele, es ist wichtig, etwas zu haben, nach dem man streben kann. Aber erst einmal muss ich mich jetzt daran gewöhnen, dass ich nicht mehr Fußball spiele. Man muss sich an den neuen Alltag gewöhnen. Bevor ich das mal werden kann, muss ich noch viel lernen. Das wenige, das ich bislang als Trainerin erlebt und erfahren habe, ist, dass es unglaublich viel mehr Arbeit ist, Trainerin zu sein. Und es ist viel schwieriger als man glaubt.

Wie hat sich der Frauenfußball in den letzten 15 Jahren, als du für Norwegens A-Nationalmannschaft gespielt hast, verändert? Und wie schaut die Zukunft des Sports in 5-10 Jahren aus?

Das war eine große Entwicklung. Technisch, aber vor allem, was das Tempo angeht. Es wird heute viel schneller gespielt als früher. Ich hoffe, dass Frauenfußball den Respekt bekommt, den er verdient. Ich hoffe wirklich, dass mehr Länder dem Beispiel Schwedens und Deutschlands folgen, das sind beides Länder, die viel für den Frauenfußball getan haben.

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