Samstagnachmittag in Solna, einen guten Kilometer entfernt von der Friends Arena, wo Deutschland am 28.07. durch einen Treffer von Anja Mittag gegen Norwegen Europameister wurde.
Skytteholms IP, Heimarena der Frauen von AIK, die am Samstag gegen Lokalrivalen Hammarby spielen mussten. Wenn die Männer gegeneinander spielen, dann braucht man immer einen massiven Polizeieinsatz, die gegnerischen Lager sind einander verhasst. Hammarbyfans sind schon mal mitten auf Södermalm in einer Kneipe auf AIK-Fans losgegangen, Straßenschlachten, bei der auch Unbeteiligt verletzt und Autos sowie Schaufenster beschädigt wurden.
Beim Frauenfußball hat es nie diese tiefen Gegensätze gegeben. Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche Derbys zwischen AIK, Djurgården und Hammarby gegeben und immer lief das im Grunde genommen fair ab, auch wenn die Stimmung auf dem Platz schon etwas kämpferischer war, als wenn man gegen Malmö oder Piteå spielte.
Aber am Samstagnachmittag, als ich in Tyresö das Spitzenspiel der ersten Liga gegen Malmö sah, da verirrten sich einige Fans der AIK-Männermannschaft nach Skytteholm. Sie brachten ihre Bengalos mit und wollten offenbar richtig Spaß haben.
Die Spielerinnen von Hammarby mussten sich Zurufe anhören, dass sie „Huren“ wären, sie sollten endlich „die Titten zeigen“ und man solle ihnen doch „Tampons geben“.
Offenbar hat der Veranstalter AIK Frauenfußball nichts gegen die sich gründlich daneben benehmenden Fans getan, dafür verließ unter anderem der ehemalige Vorsitzende von Hammarby Frauenfußball Urban Rybrink aus Protest das Spiel. Mit ihm sollen auch andere das Stadion verlassen haben.
Da bleiben mussten nur leider die Spielerinnen von Hammarby und ihre Betreuer.
Beim Fußball, Männer wie Frauen, wird von der FIFA und der UEFA sehr viel von Respekt geredet, Respekt gegenüber anderen Fans, anderen Hautfarben, gegenüber sexuellen Präferenzen. Rassistische Zurufe können sogar zum Spielabbruch führen und das ist richtig so.
Möglicherweise ist es an der Zeit, auch im Frauenfußball ein Regelwerk zu schaffen, das grobe, widerliche Beleidigungen verbietet und sanktioniert. Leider hat es AIK jedoch offenbar versäumt, unmittelbar auf die „Ausschreitungen“, die vermutlich in einem rechtlichen Sinne keine sind, zu reagieren. Leider hat der Verein auch im Männerfußball eine nicht immer saubere Geschichte, in der ehemalige Randalierer und Hooligans in der Vereinsorganisation wichtige Posten besetzen konnten, wie im Frühjahr die Sendung Uppdrag granskning des schwedischen Fernsehens SVT gezeigt hat.