Kannst du uns dein Tor beschreiben? fragte ich Christen Press nach dem Spiel. Welches? fragte sie. Leicht verunsichert antwortete ich Öh, das zweite.
Zu diesem Zeitpunkt wusste die Amerikanerin schon mehr als der große Teil des Publkums und die Fernsehzuschauer, nämlich, dass sie beide Tore beim 2:0 über Linköping gemacht hatte.
Es war eine aufopfernde Abwehrleistung, die Linköping zeigte und zu Beginn der zweiten Halbzeit schien das Spiel sogar Augenhöhe anzunehmen, als Jessica Samuelsson den Ball an die Latte schoss. Aber insgesamt war Tyresö die bessere Mannschaft.
Pia Sundhage war da, natürlich. Sie wollte sehen, wie ihr neues Innenverteidigerduo, das bei Linköping unter Vertrag ist, spielt. Nach dem Kreuzbandriss von Umeås Emma Berglund hat Sundhage im Prinzip keine andere Wahl, als da hinten Charlotte Rohlin und Nilla Fischer aufzustellen. Fischer ist Sundhages Favoritin, die wird auf ihre alten Tage umgeschult und in die Abwehr gestellt. Und heute überragte Fischer, gewann bis auf einen alle Zweikämpfe. Auch stark auf der linken Abwehrseite: U19-Europameisterin Magdalena Eriksson, von Djurgården Anfang des Jahres gekommen.
Tyresö wollte aber die Punkte. Und Christen Press ist wohl einer der größten Fehler Sundhages, der nur nicht auffiel, weil die USA so viele gute Spielerinnen hat. Die 24-Jährige ist eine der weltbesten Stürmerinnen und auch wenn sie heute nicht so zur Geltung kam, schoss sie am Ende doch beide Tore.
Das 1:0 in der 88. Minute aus vielleicht acht Metern, ein Schuss an die Unterkante der Latte. Auf den Fernsehbildern sieht man, dass der Ball drin war, bevor ihn die eingewechselte Kirsten van de Ven endgültig reinschießt. Offiziell führt der Fußballverband weiter van de Ven. Mal sehen, ob sich das noch ändert, denn van de Ven war abseits. Wäre Press‘ Schuss nicht drin gewesen, handelte es sich um ein irreguläres Tor.
Das 2:0 dann ein Tor Prädikat absolute Weltklasse: „Ich bekam den Ball da draußen und wusste ja, dass nicht mehr lang zu spielen ist,“ erzählte mir die Torschützin. Es gelang mir, hinter die Abwehrspielerin zu kommen und wenn man in so eine Situation kommt, ist es fast klar, dass das ein Tor wird. Ich finde, es ist wichtig, dass man die Energie des Spiels spürt und eine meiner Stärken ist es, zu fühlen, wenn der Gegner verletzbar ist und nachdem wir kurz vorher das erste Tor gemacht hatten, wusste ich, dass es möglich sein würde, schnell noch einen draufzulegen.“ So weit Christen Press, die mit einem enormen Antritt zunächst Rohlin und Ericsson und dann Nilla Fischer ganz alt aussehen lässt, bevor sie dann, kurz nachdem sie an Fischer unwiderstehlich vorbeigezogen ist mit einem satten Schuss in die linke Ecke Sofia Lundgren keine Chance ließ.
Mit hängenden Köpfen schlichen die LFC-Spielerinnen vom Platz. Ein Spiel dauert neunzig Minuten plus eventueller Nachspielzeit, das mussten sie am Samstag schmerzlich noch einmal verinnerlichen.