Ich habe mich früher in diesem Blog gefragt, ob es eine gute Entscheidung wäre, falls Pia Sundhage sich dazu entschließen würde, den Job als Trainerin Schwedens zu übernehmen. Eine wichtige Überlegung dabei war, dass der schwedische Fußballverband den Frauenfußball lediglich in öffentlichen Erklärungen gleichermaßen wichtig wie den Männerfußball deklariert. Das Agieren spricht oft eine andere Sprache und ist sehr unprofessionell.
Seit heute Morgen, kurz nach 0.00 Uhr wissen wir, dass Sundhage am 1. Dezember das Amt übernehmen wird und einen Vertrag bis 31.12.2016 hat oder unterschreiben wird. Kurz nach 0.00 Uhr?
Ja, dazu noch an einem Sonntagmorgen. Die meisten schwedischen Sportjournalisten dürften entweder die Nacht zum Sonntag draußen in einem Restaurant, einer Kneipe, was auch immer verbracht haben oder sich auf den Gang ins Bett vorbereitet haben bzw. schon dort friedlich geschlummert haben. Die Zeitungen, die am Sonntagmorgen in Hunderttausende schwedische Haushalte ausgeliefert werden, waren längst gedruckt und auf dem Weg zu den vielen Tausend Boten zwischen Haparanda und Ystad, die sie dann irgendwann des nachts in die Briefkästenschlitze der Menschen einwerfen.
Wer am Sonntagmorgen beim Frühstück eine Zeitung in die Hand nimmt, in diesem Land, wird mit anderen Worten nicht mitbekommen, dass die Nachfolge Thomas Dennerbys geklärt ist.
Wie Kollege Johan Rydén schon richtig bemerkt hat: „So würde man niemals einen neuen Trainer der Männer bekanntgeben.“
Nun wird man argumentieren, dass Pia Sundhage ja noch Trainerin in den USA ist, dass man dort gestern Abend in Rochester (Abby Wambachs Geburtsort) das erste Spiel der sogenannten Victory-Tour gegen Costa Rica spielte (8:0) und sich deshalb alles so entwickelt habe, zumal auch der amerikanische Verband gegen 18.00 Uhr schwedischer Zeit auf seiner Webseite den Artikel „Pia Sundhage to Return Home to Pursue Opportunities in Sweden“ (Pia Sundhage wird nach Hause zurückkehren um dortige Möglichkeiten zu verfolgen) veröffentlichte.
Jaja, aber wieso bitte kann man denn eine so eminent wichtige Nachricht nicht gemeinsam absprechen. Wann man damit wie in die Öffentlichkeit geht? So dass man am meisten von der Veröffentlichung dieser Nachricht hat. So haben heute alle schwedischen Zeitungen nichts in den Printausgaben und im Internet alte Archivfotos der 52-Jährigen Trainerin. Das ist leider, leider kein guter Start. Hoffen wir, dass ab dem 1. Dezember andere Zeiten in Solna, dem Sitz des schwedischen Verbands einkehren.
Inzwischen wird der Vorsitzende des amerikanischen Fußballverbands US Soccer, Suni Gulati, wie folgt zitiert:
Über den Status von Pia Sundhages Vertrag: „Sie wird die beiden Spiele gegen Australien coachen und das ist dann der Abschluss.“
Darüber, wie die Diskussion begann: „Sie hat mehr als 100 Länderspiele für Schweden, sie ist da eine Ikone. Vor fünf Jahren (als wir sie unter Vertrag nahmen) haben wir nicht darüber gesprochen, dass sie zurück nach Schweden will, aber es war immer ein Traum für sie. Wir trafen uns beim olympischen Finale (der Männer) und begannen zu reden. Wir wollten eine Auswertung machen wie bei jedem Turnier, das wir spielen und ich fragte sie, wo sie in Gedanken sei. Sie sagte, Schweden, und darüber sprachen wir etwas.“
Über Berichte, dass sie schwedische Nationaltrainerin wird.
„Ich wäre nicht überrrascht, wenn sie Trainerin der schwedischen Nationalmannschaft wird, denn das ist ihr Traum. Wie ich schon zu Pia gesagt habe, als wir das erste Mal drüber sprachen. Wir werden sie sehr, sehr dabei unterstützen, jede Silbermedaille zu gewinnen, die es da draußen gibt.“
„Sie war sehr erfolgreich, aber wenn du eine fantastische Truppe von Spielern mit einer fantastischen Trainerin und einem fantastischen Programm zusammentust, dann ist es genau das, was du bekommst.“
„Pia war sehr fokussiert auf die A-Nationalmannschaft, sie hatte nicht so viel mit unseren Jugendauswahlen zu tun. Dafür ist April Heinrichs zuständig. Pia hat in fünf Jahren sechs Spiele verloren, was ein unglaublicher Erfolg ist. In 21 Jahren haben wir sechs Goldmedaillen gewonnen. Heute ist kein trauriger Tag, keinesfalls. Wir sind sehr glücklich für Pia und glücklich, dass wir die beste Mannschaft der Welt haben.“
Das komplette Interview mit Sunil Gulati gibt es hier.