Die WPS ist zumindest für 2012 gescheitert, auch wenn heute hier und dort Gerüchte gestreut wurden, das die Eigentümer mit der New Yorker Familie Sahlen an der Spitze nun doch noch die Rettung schaffen würden.
Anlass für die krasse Entscheidung des „Board of governors“, wie das höchste WPS-Organ heißt, war der Rechtsstreit mit magicJack-Eigentümer Dan Borislow. Der hatte vor Jahrefrist das kränkelnde Washington Freedom aufgekauft und schnell in magicJack verwandelt und war mit dem Team nach Boca Raton (Florida) umgezogen.
Bald schon gab es Probleme mit dem neuen Eigentümer. Die Spielergewerkschaft schrieb einen besorgten Brief an die Leitung der Liga und beschwerte sich über Mobbing, darüber, dass Borislow selber die Mannschaft trainierte, obwohl er nicht einmal den niedrigsten Trainerschein hätte. Viele gemeinsame Regeln der Liga hielt der eigenwillige „Dan the man“ nicht ein und am Ende schmiss man ihn und seinen Club raus aus dem kleinen WPS-Kreis.
Nun hat eine ehemalige Spielerin sich geäußert. Nachdem sich etwa Superstar Abby Wambach noch nach der erfolgreichen Olympiaquali in Vancouver positiv zur Person Borislow gemeldet hatte, schrieb gestern Ella Masar einen Blogpost, der sich wie ein Lauffeuer über das Internet verbreitete.
„No More Silence“ (frei: Schluss mit dem Schweigen) hat die inzwischen für den französischen Erstligisten Paris St. Germains spielende 25-Jährige ihren Post genannt.
Auszüge:
Ich erinnere mich noch daran, als ob es gestern gewesen wäre. Es war Mitte Juli und wir saßen in der Umkleide. Dan hatte ein Treffen mit uns vereinbart, um uns die Optionen vorzustellen, die sich angesichts der in dieser Woche erhobenen Beschwerde ergeben würden.
Natürlich kam er nicht. Er hatte seine „Drecksarbeit“ einigen Mädels aus der Mannschaft übertragen und gab uns zwei Alternativen:
1) die Beschwerde abzulehnen und der Liga zu sagen, dass wir hinter ihm stehen
Oder
2) die Beschwerde befürworten, worauf er den Stöpsel aus der Mannschaft rausziehen würde und damit wäre die Saison vorbei
Nebenbemerkung: In diesem Stadium zeigte Dan mit einer Menge von Fingern auf verschiedene Mädchen in der Mannschaft um herauszufinden, wer eigentlich die Beschwerde gestartet hatte. Glücklicherweise für uns hatte er mittlerweile zu viele Spielerinnen verärgert (pissed off) und konnte keine Einzelne mehr herausgreifen. Er hatte einfach zu viele Emails an Spielerinnen geschickt und zu oft verlangt, dass wir ihn „Daddy“ nennen sollen. Ich wünschte ich würde einen Scherz machen.
[….]
Ich sage euch, jede einzelne Frau in dieser Umkleide (an diesem Tag) war früher schon mal zu mir gekommen und hatte gesagt, dass sie nicht mehr zurückkommen würde. Dass KEIN Geld dies wert sei.
Als wir da in der Kabine saßen und unsere Optionen bekommen hatten, und die Angst hatten, dass Dan tatsächlich den Stecker rausziehen könnte und die Liga zum Einzturz bringen würde, hob ich meine Hand und sagte, „Es tut mir leid, ich kann nicht auf Dans Seite sein, egal welche Alternativen es gibt“.
Nicht einmal fünf bis zehn Minuten später hatte ich einen Text bekommen, der sagte, dass ich zwei Optionen hätte:
„Geh nach Hause und lass deine Nase operieren oder du wirst verkauft“.
Ich las den Text meinem Team laut vor und ging aus der Umkleidekabine.
Als nächstes erinnere ich mich daran, dass ich am Strand war und mir die Augen aus dem Kopf weinte. Ja, ich weiß, ich kann melodramatisch sein, aber ich kann das Gefühl, das ich hatte, nicht anders beschreiben. So viele Fragen gingen mir durch den Kopf, so viel Szenarien spielte ich durch, wer hatte mich hintergangen im Team, wer war die Verräterin? Wie konnte so etwas passieren?
[…]
Nebenbei: Meine Nase.
Einen Monat vorher hatte ich einen Tritt gegen die Nase bekommen. Als das Spiel vorbei gewesen war, wusste ich, dass ich das untersuchen lassen musste. Ich sagte es unserem Chiropraktiker, weil Dan nicht an einen Athletiktrainer glaubte, und er sagte, er könne das nicht korrigieren.
Er sagte Dan, dass ich ins Krankenhaus müsse, also setzte mich Dan in sein Auto und sagte, wir würden zum örtlichen Krankenhaus fahren. Lange Geschichte, kurz erzählt, wir kamen nie ins Krankenhaus. Er nahm mich mit zum Abendessen mit seinen „Jungs“ und dann war ich weitere zwei Tage bei ihm, bevor wir die Mädels in Atlantic City trafen.
Einen Monat lang sagte ich ihm, dass meine Nase untersucht werden müsste. Als ich während der WM-Pause in Chicago war, machte ich bei meinem Hausarzt einen Termin, um zu erfahren, was eigentlich kaputt war. Meine Ärztin sagte, ich müsse operiert werden, dass sie aber erst ein Röntgenbild brauchen würde, um den Grad der Verletzung zu sehen.
Als ich Dan anrief, um ihm das zu sagen, sagte er ich bräuchte das nicht, ich solle zurück nach Florida kommen, er würde sich drum kümmern. Es wurde sich NIE darum gekümmert.
Einen Monat später erhielt Ella Masar dann die Freigabe von magicJack und schließlich erhielt sie medizinische Hilfe in Chicago nachdem ihr links Nasenloch eingesackt war. Nach langen Gesprächen mit ihrer Familie bat Ella Dan Borislow um die Freigabe für andere Vereine.
Western New York Flash und Philadelphia Indepence waren interessiert. Aber plötzlich rief Abby Wambach einen Tag vor dem WM-Finale an und sagte Ella Masar, dass Dan Borislow sie zurück haben wolle. Aber Masar wollte nicht. Borislow sagte, entweder würde Ella Masar zurückkommen oder sie sei erledigt.
Nach der WM wird Abby Wambach Trainerin von magicJack. Ella Masar schreibt: Meine Hölle beginnt. Mir ist jetzt klar, das Dan mich nicht zurückhaben wollte, damit ich dem Team helfe. Er wollte mich zurückhaben, um ein Exempel zu statuieren.
Sechs Wochen lang saß Ella Masar, die vorher jedes Match von Anfang an gespielt hatte, auf der Bank und bekam keine einzige Spielminute.
Dan, ich hoffe, du bist jetzt glücklich. Du hast gewonnen. Geld kann Freundschaften kaufen, aber nicht Loyalität. Ich wünschte du könntest sehen, was wirklich passiert ist und was wirklich gesagt wurde, besonders von denen, von denen du geglaubt hast, sie wären auf deiner Seite.